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Gutenberg oder doch lieber gleich ein Page Builder ?

Einleitung

Seit der Version 5.0 von WordPress ist der gute, alte Texteditor („Classic Editor“) glücklicherweise Geschichte. Er wurde durch einen neuen Editor namens „Gutenberg“ ersetzt, der auf der Basis von Inhaltsblöcken arbeitet und Ihnen zumindest ansatzweise eine Idee vom Aussehen Ihrer Seite vermittelt.

Aber der Gutenberg-Editor kann und will keinen der etablierten Page Builder für WordPress wie beispielsweise WPBakery Page Builder, Elementor oder Divi ersetzen, sondern geht von einem völlig anderen Ansatz aus.

In diesem Artikel möchte ich Ihnen die grundsätzlichen Vor- und Nachteile von Gutenberg und von Page-Builder-Plug-Ins aufzeigen und Ihnen ein paar Tipps an die Hand geben, die Ihnen die Entscheidung für oder gegen einen Page-Builder erheblich erleichtern werden.

Der Gutenberg-Editor

Der Gutenberg-Editor befasst sich ausschließlich mit dem Inhaltsbereich Ihrer Webseiten. Im Gegensatz zum klassischen Editor aus Wordpress-Versionen vor 5.0 stellt er Ihnen sogenannte Blöcke zur Verfügung, die Sie im Inhaltsbereich Ihrer Seite verwenden können.

Gutenberg ist mit Erscheinen der Version 5.3 von WordPress im November 2019 noch einmal erheblich verbessert worden. Die wichtigsten Änderungen sind die erheblich verbesserte Funktion zur Erstellung von Spalten, die Möglichkeit zur Gruppierung von Elementen in einem neuen Gruppenblock, die verbesserten Formatierungsmöglichkeiten des Tabellenblocks, die vereinfachte Umordnung von Bildern im Galerieblock, einen verbesserten Block für die neuesten Beiträge und erweiterte Einstellungen für den Listenblock.

Und dies sind nur die wichtigsten und sichtbarsten Neuerungen, die gesamte Liste ist noch erheblich länger. Insgesamt wurden dreizehn Versionen des Gutenberg-Plug-Ins in den Code integriert. Daher ist das Update auf Version 5.3 von WordPress gerade für Nutzer des Gutenberg-Editors unverzichtbar.

Aber der Gutenberg-Editor ist nach wie vor weder zur Änderung des Designs der gesamten Website geeignet (dies bleibt die Aufgabe des Themes) und liefert auch keine komplette Vorschau des Designs der Seite (das bleibt für den Moment den Frontend-Editoren der Page Builder vorbehalten).

Warum Sie trotz dieser Einschränkungen auf jeden Fall dem Gutenberg-Editor eine Chance geben sollten, können Sie übrigens ausführlich in meinem Artikel Ein Plädoyer für Gutenberg nachlesen.

Die diversen Page-Builder-Plug-Ins

Ganz allgemein gesprochen sind Page-Builder Plug-Ins für WordPress, die eine alternative Schnittstelle zum Erstellen und Layouten von Webseiten bieten. Gute Page-Builder erlauben es dem Anwender, eine Website ganz einfach per Drag & Drop zu gestalten und das Resultat sofort zu sehen.

Seit der Veröffentlichung des ersten Page-Buiders Visual Composer im Jahr 2011 sind diese Plug-Ins immer umfangreicher, fortgeschrittener und beliebter geworden. Gute Page-Builder erlauben heute die theme-unabhängige Beeinflussung des Designs der gesamten Website und warten mit einer enorm großen Funktionsvielfalt auf.

Zu den heute beliebtesten Page-Builder-Plug-Ins gehören beispielsweise :

  • Visual Composer
  • WPBakery Page Builder
  • Elementor
  • Divi Builder
  • Beaver Builder
  • WP Page Builder
  • SiteOrigin Page Builder
  • Themify Builder
  • Cornerstone
  • und viele mehr

Alle diese Page-Builder-Plug-Ins richten sich an Seitenbetreiber, die eigene Websites ohne die dafür eigentlich notwendigen Kenntnisse in HTML und/oder CSS erstellen möchten. Sie können sicherlich das Bedürfnis nach einer genaueren Kontrolle des Designs und einer einfacheren Seitenerstellung erfüllen.

Aber bei unbedachtem Einsatz dieser Werkzeuge muss der Komfort-Gewinn mit einem ineffizienten Code, einer unnötigen Komplexität der Website, einer langfristigen Bindung an einen bestimmten Anbieter und erheblichen Aktualisierungsproblemen recht teuer erkauft werden.

Die Gründe dafür können Sie bei Interesse in meinem Artikel Warum Sie auf Page-Builder verzichten sollten nachlesen.

Die Unterschiede zwischen Gutenberg und Page-Builder-Plug-Ins

Der Gutenberg-Editor verwendet Blöcke zum Hinzufügen und Anordnen von Inhaltselementen in Beiträgen und Seiten und wird daher als Block-Editor bezeichnet. Diese Blöcke lassen sich per Drag & Drop hinzufügen und innerhalb gewisser Grenzen formatieren.

Die Darstellung der Blöcke erfolgt annähernd so, wie Sie auch später auf der Website dargestellt werden. Aber im Gegensatz zu echten Page-Builder-Plug-Ins erfolgt die Bearbeitung nicht direkt auf der Website, für eine exakte Sicht auf die fertige Seite muss der Inhalt gespeichert und die Seitenvorschau aufgerufen werden.

Außerdem können Sie in Gutenberg ausschließlich den Inhaltsbereich einer Seite oder eines Beitrages bearbeiten, für den Kopfbereich, die Menüs, die Seitenleisten und den Fußbereich der Website ist weiterhin das jeweilige Theme verantwortlich.

Damit ist der Gutenberg-Editor ein reiner Inhaltseditor, der einen annähernden Überblick über das Layout der Seite anbietet.

Mit Page-Builder-Plug-Ins hingegen können Sie per Drag & Drop vollständige benutzerdefinierte Website-Designs erstellen, ohne deswegen in den Code der Website eingreifen zu müssen. Die besseren Page-Builder werden mit vielen verwendungsfertigen Vorlagen geliefert und erlauben einen erheblich größeren Einfluss auf das Design der Website als der Gutenberg-Editor.

Schauen wir uns die Unterschiede zwischen Gutenberg und Page Buildern genauer an, um ein besseres Verständnis zu erhalten.

Integration

Der Gutenberg-Editor ist der Standard-Editor von WordPress und fügt sich deswegen natürlich völlig nahtlos in das WordPress-System ein. Page-Builder-Plug-Ins hingegen werden von Drittanbietern entwickelt und auf das WordPress-System aufgesetzt.

Was natürlich zur Folge hat, dass Sie Seiten und Beiträge sowohl mit dem Page-Builder als auch mit dem Gutenberg-Editor erstellen können. Aufgrund der grundverschiedenen Ansätze sind diese Seitentypen allerdings nicht kompatibel miteinander, im Page-Builder erstellte Seiten lassen sich im Gutenberg-Editor weder korrekt darstellen noch bearbeiten.

Was an und für sich auch kein Problem darstellt, allerdings Schwierigkeiten beim Wechsel zwischen verschiedenen Page-Builder-Plug-Ins nach sich ziehen könnte.

Design-Möglichkeiten

Im Gutenberg-Editor sind spätestens seit der Version 5.3 von WordPress zumindest die meisten nötigen Funktionen zur Anordnung und Gruppierung von Inhalten und zur Verwaltung von Spalten enthalten.

Die besseren Page-Builder-Plug-Ins enthalten hingegen Werkzeuge, mit denen sich die einzelnen Inhaltsblöcke erheblich weiter anpassen lassen. Durch die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten lassen sich auch sehr komplexe Layouts erstellen.

Außerdem können viele Page-Builder Seiten komplett gestalten und dabei die Design-Einstellungen des jeweiligen Themes komplett überschreiben. Das mag für benutzerdefinierte Seitenlayouts sehr nützlich sein, kann aber bei unbedachtem Einsatz auch sehr leicht zu einem uneinheitlichen Designstil der gesamten Website führen. Mehr Informationen über diese Problematik finden Sie in meinem Artikel Warum Sie auf Page-Builder verzichten sollten.

Kompatibilität

Der Gutenberg-Editor stützt sich auf die vom jeweiligen Theme vorgegebenen Designstile. Er fügt zwar einige eigene CSS-Stile hinzu und ermöglicht auch benutzerdefinierte CSS-Stile und Klassen für Blöcke, überschreibt jedoch nicht die Stile und Einstellungen des jeweiligen Themes.

Page-Builder-Plug-Ins hingegen können mit den vom Theme vorgegebenen Stilen arbeiten, bieten aber auch die Möglichkeit, diese Designeinstellungen zu überschreiben. Und stellen damit bei unvorsichtiger Handhabung spätestens bei Design-Anpassungen der gesamten Website oder einem Wechsel des Themes unter Umständen ein ernsthaftes Problem dar.

Live-Bearbeitung gegen Backend-Editor

Wenn Sie einen Beitrag oder eine Seite in Gutenberg bearbeiten, sehen Sie auf dem Bildschirm keine Live-Vorschau Ihres tatsächlichen Beitrags oder Ihrer Seite. Gutenberg ist ein Backend-Editor und stellt nur annähernd dar, wie Ihre Inhalte auf der Website hinterher aussehen werden.

Mit den besseren Page-Builder-Plug-Ins erhalten Sie hingegen während der Bearbeitung eine ständig aktuelle Live-Vorschau der Seite und können genau sehen, wie sich eine Änderung auf der Seite auswirkt.

Andererseits macht genau diese Live-Bearbeitung den gesamten Prozess auch ein wenig langsamer, was bei größeren Websites und vielen Änderungen etwas störend sein kann. Außerdem stellt sich natürlich auch die Frage, inwiefern diese Live-Bearbeitung in Zeiten responsiven Designs bei einem vernünftig programmierten Theme überhaupt sinnvoll ist.

Verschiedene Seitenelemente und Blöcke

Gutenberg wird mit einer Reihe anständiger Standardblöcke geliefert, die alle häufig verwendeten Inhaltselemente abdecken. Daneben gibt es von Drittanbietern eine große Anzahl zusätzlicher Blöcke, die meistens sogar kostenfrei im WordPress-Verzeichnis für Plug-Ins erhältlich sind.

Die besseren Page-Builder gehen über den Umfang von Gutenberg noch einmal deutlich hinaus und liefern eine große Zahl verschiedener Inhaltselemente mit, die meistens auch erheblich umfangreicher konfigurierbar als die Gutenberg-Elemente sind.

Die Zukunft von Gutenberg

Der Gutenberg-Editor wird von sehr vielen Entwicklern ständig weiterentwickelt und steht erst am Anfang seiner Möglichkeiten. In der Roadmap für die WordPress-Entwicklung ist der Gutenberg-Editor der derzeit wichtigste Ansatzpunkt für Weiterentwicklungen. Die Entwicklung des Gutenberg-Editors erfolgt in drei Phasen, wobei die erste Phase mit der breiten Einführung des Editors mit Erscheinen von WordPress 5.0 abgeschlossen war. Mittlerweile ist eine vierte Phase hinzugekommen, die dann auch Unterstützung für mehrsprachige Websites bieten soll.

Die ersten Änderungen innerhalb der zweiten Phase werden mit den folgenden Hauptversionen von WordPress eingeführt, ein Teil davon ist mit der zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels aktuellen Version 5.3 bereits umgesetzt worden. Im Jahr 2020 werden voraussichtlich die Versionen 5.4, 5.5 und 5.6 erscheinen, die dann jeweils neue Versionen des Editors einbinden werden.

Zum Abschluss der Phase 3 (vermutlich zur Wordpress Version 6.0 Ende 2021) sollte aus Gutenberg dann endgültig ein Editor geworden sein, mit dem sich die gesamte Website bearbeiten lässt.

Sie können bei Interesse den Gutenberg-Editor übrigens auch als Plug-In verwenden. In diesem Fall können Sie die neuesten Funktionen bereits ausprobieren, bevor sie endgültig in WordPress veröffentlicht werden. Die aktuell in WordPress in der Version 5.3 enthaltene Version des Gutenberg-Editors ist übrigens 6.5, als Plug-In erhalten Sie bereits die Version 7.1.

Fazit

Der Gutenberg-Editor ist sicherlich auch in seiner neuesten Version noch weit von einer optimalen Lösung entfernt. Aber er stellt trotz aller noch vorhandenen Unzulänglichkeiten in den allermeisten Fällen immer noch die beste Lösung für die Seitenerstellung dar.

Und das liegt ganz einfach daran, dass bei einer Erstellung der Seiten mit den in WordPress enthaltenen Editoren (egal ob Classic oder Gutenberg) die strikte Trennung zwischen Design (über das Theme oder über CSS) und Inhalten in den allermeisten Fällen gewahrt bleibt.

Und diese Trennung von Design und Inhalt ist es letztendlich, die Ihre Website zukunftssicher und updatefreundlich hält. Und das ist wichtiger als alle Gimmicks und optischen Tricks, die Sie mit den diversen Page-Builder-Plug-Ins jemals erreichen können.

Und deswegen würde ich Ihnen den Verzicht auf jeden dieser Page-Builder nahelegen. Investieren Sie lieber in ein ordentlich programmiertes Theme und einige CSS-Anpassungen und nutzen Sie die in Wordpress und Gutenberg enthaltenen Möglichkeiten.

Sie werden möglicherweise auf den einen oder anderen zum jeweiligen Zeitpunkt gerade coolen (und meist recht kurzlebigen) Effekt verzichten müssen. Aber Sie werden mit einer zukunftssicheren, schnellen und logisch aufgebauten Website belohnt, die Ihnen in Zukunft so manch graues Haar ersparen wird.

Und die meisten dieser gerade coolen Effekte lassen sich auch mit Gutenberg durch Plug-Ins nachrüsten (und bei Bedarf auch wieder rückstandsfrei entfernen).

Mehr zu diesem Thema können Sie bei Interesse übrigens auch in meinen Artikeln Ein Plädoyer für Gutenberg und Warum Sie auf Page-Builder verzichten sollten nachlesen.

Claus Nehring

Ich bin freiberuflicher Autor, Journalist und Texter (aka "Schreiberling") aus Luxemburg. Als Informatiker und Statistiker habe ich jahrelange Erfahrung in der Visualisierung und Modellierung großer Datenmengen. Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Infektionskrankheiten und publiziere Artikel zu diesem Thema, aus verschiedenen anderen Wissenschafts-Bereichen und aus dem Bereich Internet & Gesellschaft,

Ein Kommentar

  1. Also ich glaube, dass der Gutenberg Block Editor jetzt schon besser ist, denn auch wenn Designoptionen vielleicht noch nicht perfekt sind, ist es das Problem von Updates und der Schnelligkeitsverlust nicht wert, einen separaten Page Builder zu nutzen. In Zusammenhang mit schlanken Themes, bietet der Gutenberg Editor jetzt schon alles, was man für schöne, schnelle Designs braucht

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