Wir brauchen Maßnahmen – UND ZWAR SOFORT!!!!
Es geht einfach nicht mehr. Die Inzidenz hierzulande geht, wie auch in Deutschland, durch die Decke. Die Kliniken laufen voll und werden weiter volllaufen, weil die Bettenbelegung in den Kliniken vom Infektions-Geschehen in den letzten paar Wochen abhängt. Und das lässt sich nun einmal nachträglich nicht mehr ändern.
Und die Neu-Infektionen werden auch nicht wieder sinken, weil wir das gerne möchten oder weil irgendein Politiker meint, dass seine Beschlüsse das SARS-CoV-2-Virus in irgendeiner Form beeindrucken würden. Nein, sie werden ansteigen, und bei den derzeitigen Inzidenzen werden sie das bösartig schnell tun, wir befinden uns längst in einem exponentiellen Wachstum.
Selbst wenn wir heute neue Maßnahmen zur Eindämmung beschließen, dann wird die Zahl der Neu-Infektionen nicht morgen sinken, sondern eher in zwei bis drei Wochen. Was für die Klinikbelegung nun einmal bedeutet, dass die Auslastung noch wenigstens vier weitere Wochen ansteigen wird. Deswegen brauchen wir JETZT SOFORT Eindämmungs-Maßnahmen, NICHT ERST IN EINER WOCHE.
In diesem Artikel habe ich einmal zusammengestellt, was wir jetzt für Maßnahmen brauchen und warum wir sie brauchen.
Die Lage
In Deutschland sind bereits viele Kliniken dermaßen überlastet, dass planbare, aber nicht dringliche, Operationen abgesagt werden und dass teilweise keine Betten für Intensiv-Patienten mehr frei sind.
Was so etwas eigentlich bedeutet, erklärt hier ein deutscher Notfall-Mediziner in recht eindringlichen Worten:
In Luxemburg, wo wir ja grundsätzlich etwas kommunikationsunwilliger sind, dringen mittlerweile auch erste Informationen über den Ernst der Situation an die Öffentlichkeit.
Und diese Klinikbetten füllen sich nicht mit geimpften Menschen, sie füllen sich mit Ungeimpften, von denen es sowohl in Deutschland als auch in Luxemburg immer noch viel zu viele gibt.
Wenn wir also vermeiden möchten, dass eine Minderheit von Impfskeptikern die gesamte Gesellschaft in Geiselhaft nimmt und wir am Ende doch wieder heftigere Einschränkungen (Kontaktbeschränkungen, Lockdown usw.) brauchen, dann muss jetzt Schluss mit der Rücksichtnahme sein.
Ungeimpfte gefährden die Gesellschaft
Klar, jeder hat das Recht sich impfen zu lassen oder eben nicht. Aber niemand hat das Recht, jemand anders zu gefährden. In einer Pandemie, wie wir sie gerade erleben müssen, ist sich impfen zu lassen neben dem Selbstschutz eben auch ein Akt der Solidarität (derselben Solidarität übrigens, die dieselben Impfgegner für sich selbst einzufordern nicht müde werden).
Diese Verweigerungshaltung eines Teils unserer Bevölkerung führt dazu, dass Luxemburg und Deutschland nicht so gut gerüstet in die vierte Welle gehen wie beispielsweise Portugal oder Spanien. Und es kann nicht sein, dass die ganze Gesellschaft die Konsequenzen dieser Verweigerung mittragen muss.
Mehr als sieben Milliarden Dosen Vakzin wurden weltweit gegen Corona verimpft. Wir wissen, dass die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna bei einer äußerst geringen Gefahr von sehr gut dokumentierten Nebenwirkungen (und ohne Langzeitfolgen, auch das ist längst wissenschaftlich erwiesen und völlig unstrittig) einen enorm guten Schutz gegen schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung erzielen.
Anders ausgedrückt: alles, was man an Information benötigt, um sich für eine Corona-Impfung zu entscheiden, liegt seit langem vor und es ist für jeden zugänglich. Deswegen ist jetzt auch nicht mehr der Zeitpunkt für Überzeugungsarbeit (damit hätte man vor Monaten beginnen sollen, wenn man den schon damals bekannten Fakten denn geglaubt hätte), sondern für knallharte Maßnahmen.
Denn wenn wir bei den jetzigen Maßnahmen bleiben, dann werden sich diese ungeimpften Menschen in wenigen Monaten komplett infiziert haben. Wenn die Politik das zulässt, wird unser Gesundheitssystem recht zeitnah zusammenbrechen, und zwar mit ziemlich katastrophalen Folgen für uns alle.
3G-Regelungen reichen nicht aus
Klar ist, dass sich Geimpfte durchaus mit dem SARS-CoV-2-Virus infizieren können (die Wahrscheinlichkeit eines solchen „Impfdurchbruchs“ nimmt zu, umso länger die Impfung zurückliegt) und dass Geimpfte das Virus auch weitergeben können, wenn auch in erheblich geringeren Maße als Ungeimpfte. Ebenso klar ist, dass geimpfte Menschen im Gegensatz zu Ungeimpften ein erheblich geringeres Risiko für schwere Verläufe haben. Alles zusammengenommen bedeutet das: Das Infektions-Geschehen unter den Geimpften hätten wir im Griff.
Aus eben diesem Grunde erhöhen ungeimpfte Menschen, die sich zusammen mit Geimpften in einem Raum aufhalten, das Risiko durch eine eventuelle Covid-19-Erkrankung infolge einer Infektion für die geimpften Personen nicht erheblich. Allerdings setzen sich die Ungeimpften selbst einem erheblich höheren Risiko aus, weil sie, im Gegensatz zu den Geimpften, kaum einen Schutz vor einer Infektion und einem schweren Verlauf haben.
Das wäre grundsätzlich nicht einmal so tragisch in Bezug auf die betroffene Person selbst, weil sich jemand, der sich gegen die Impfung entscheidet, ja aus freien Stücken für die natürliche Infektion entschieden hat. Aber es steigert das Risiko für die gesamte Gesellschaft enorm:
- Das Risiko einer Überlastung der Gesundheits-System steigt stark an, weil es so viele ungeimpfte Menschen gibt und weil wir wissen, dass im Falle einer Infektion um die 6 % von ihnen in den Krankenhäusern landen werden.
- Das Infektions-Geschehen insgesamt steigt stark an, weil ungeimpfte Menschen das SARS-CoV-2-Virus in erheblich stärkerem Maße als geimpfte weitergeben können. Und damit steigt dann dementsprechend auch die Gefahr an, dass das Virus vermehrt in vulnerable Bevölkerungsschichten hineingetragen werden kann.
Diese zusätzlichen Risiken, die ausschließlich dadurch entstehen, dass sich ein Teil der Bevölkerung nicht impfen lassen möchte, sind für die Gesamt-Gesellschaft nicht mehr akzeptabel.
Die Maßnahmen, die jetzt sein müssen
Die große Anzahl an Menschen, die sich nicht impfen lassen möchten (obwohl sie es könnten), stellt in Zeiten hoher Inzidenzen (Luxemburg liegt mittlerweile bei über 260, Deutschland bei über 230, jeweils bei steigender Tendenz) eine enorme Gefahr für die Gesellschaft und das Gesundheitswesen dar. In Luxemburg sind das mehr als 125.000 Menschen, in Deutschland um die 16 Millionen (und damit mehr, als sich bisher in der gesamten Pandemie überhaupt infiziert haben).
Diese ungeimpften Menschen werden sich, damit das ganz klar ist, mit unserer derzeitigen Herangehensweise in wenigen Monaten komplett infizieren. Und da wir wissen, dass ungefähr 6 Prozent der ungeimpften Infizierten in einem Krankenhaus landen werden, ist das ein nicht akzeptables Risiko für unser Gesundheits-System.
Die ideale Lösung bestünde in einer vernünftigen Unterstützungs-Kampagne, um die Impfskeptiker (niederschwellig) ansprechen und von den Vorteilen einer Impfung überzeugen zu können. Eine solche Kampagne wäre jetzt natürlich immer noch zielführend, würde an unserem derzeitigen Problem aber nicht das geringste ändern. Denn jemand, der sich jetzt mit einem der mRNA-Impfstoffe oder AstraZeneca (den Janssen-Impfstoff klammere ich hier bewusst aus, weil die Schutzwirkung gegenüber der Delta-Variante alles andere als gut ausfällt) impfen lässt, wird erst in rund 8 Wochen den vollständigen Impf-Schutz haben. Und das ist zu spät.
Deswegen haben wir jetzt keine Wahl mehr, wir müssen die ungeimpften Menschen aus dem Infektions-Geschehen herausnehmen. Ich habe die möglichen Folgen einer Impfverweigerung übrigens vor gut 5 Monaten schon einmal im Artikel Nicht-Geimpfte werden ein paar Nachteile haben thematisiert und es sieht (leider) so aus, als hätte ich die Situation damals recht gut eingeschätzt.
Also brauchen wir jetzt ein paar Maßnahmen, und zwar JETZT SOFORT. Jeder Tag und jede Woche, die wir länger warten, macht eine Überlastung der Kliniken und damit einen erneuten Lockdown (der dann wohl auch Geimpfte betreffen würde) hochgradig wahrscheinlich.
Eine verbindliche 2G-Regelung für nicht-essentielle Bereiche
Eine verbindliche 2G-Regelung würde bedeuten, dass der Zutritt zu nicht-essentiellen Bereichen (also beispielsweise Freizeitveranstaltungen, Restaurants, Kinos, Hotels oder Sportzentren, Friseursalons und Teile des Einzelhandels) denjenigen vorbehalten wäre, die geimpft oder genesen sind.
Für die Bereiche, die als lebenswichtig eingestuft werden (medizinische Einrichtungen, Lebensmittelhandel usw.) müsste dann eine strikte 3G-Regelung gelten, die dazu notwendigen Tests sollten gratis zur Verfügung stehen (weil das zusätzlich noch einen Überblick über das Infektion-Geschehen ermöglicht und dabei hilft, Infektions-Ketten zu unterbrechen).
Für Bereiche mit vulnerablen Menschen könnte man eine solche Regelung sogar noch ausweiten und auch geimpften Personen den Zutritt nur nach einem Antigen-Schnelltest gestattet und dadurch die Sicherheit noch etwas weiter erhöhen.
Und übrigens, liebe Politiker: eine 3G-Regelung macht übrigens nur dann irgendeinen Sinn, wenn zusammen mit der Kontrolle der Tests auch gleich eine Kontrolle der Personalien möglich ist. Ansonsten ist dem Betrug mit Zertifikaten Tür und Tor geöffnet und jede 3G-Regelung wird zur Witznummer!
Länder wie Portugal oder Spanien werden um solche Maßnahmen angesichts hoher Impfquoten vermutlich herumkommen, Ländern mit zu niedriger Impfquote (wie Luxemburg und Deutschland) wird kaum ein anderer Ausweg bleiben. Also werden wir den nicht geimpften Menschen sagen müssen, dass sie sich entweder impfen lassen oder nicht mehr am sozialen Leben teilhaben können.
Um dem zu erwartenden Einwand vorzubeugen: Nein, das ist keine „Impfpflicht durch die Hintertür“. Es ist das deutliche Signal, dass wir uns bei Inzidenzen über 200 eher um den Schutz der Bedrohten als um die Befindlichkeiten derjenigen kümmern, die im Kampf gegen das Virus eine durchaus zumutbare Hilfeleistung und damit ihre Solidarität verweigern.
Eine Impfpflicht für Personal im Gesundheitswesen
Unglücklicherweise ist eine ziemlich große Anzahl der oben genannten Ungeimpften im Gesundheits- und Pflegewesen tätig und kommt dort in ständigen Kontakt mit Risikogruppen. Nachdem die Hoffnung wohl getrogen hat, dass sich dieses Personal aus ethischen Gründen impfen lassen würde, um die ihm anvertrauten Menschen zu schützen, werden wir in diesen Bereichen um eine wirklich harte Impfpflicht nicht herumkommen.
Das Wörtchen „hart“ bedeutet in diesem Fall übrigens, dass es nur die Alternativen „Impfung“ und „Job- bzw. Einkommensverlust“ geben sollte, alles andere ist gegenüber Patienten in Kliniken und Bewohnern der Alters- und Pflegeheime ethisch nämlich nicht vertretbar. Die können zwar auf Besuch verzichten, um sich zu schützen, haben aber auf die Auswahl der Pflegekräfte keinen Einfluss und wissen (aufgrund falsch verstandenen Datenschutzes) nicht einmal, ob sie gerade von einem/einer Ungeimpften in Lebensgefahr gebracht werden.
Boostern, boostern, boostern…
Wenn genügend Impfstoff vorhanden ist (und das dürfte sowohl in Luxemburg als auch in Deutschland wohl der Fall sein) und solange sich nicht genügend Willige für Erstimpfungen finden, sollten wir so schnell Auffrischungs-Impfungen verteilen, wie wir nur irgend können.
Und zwar an alle, die sich dafür interessieren, egal welchen Alters. Weil die Booster-Impfung zwar für einen besseren Immunschutz für viele jüngere Menschen nicht unbedingt notwendig sein dürfte, aber die Infektiösität für ein paar Monate erheblich absenkt. Und wenn gerade jüngere und sozial aktive Menschen weniger andere Menschen infizieren können, dann hat das ganz automatisch einen sehr nützlichen Einfluss auf das Infektions-geschehen.
Es ist durchaus sinnvoll und zielführend, mit Auffrischungs-Impfungen zunächst einmal bei älteren Menschen (weil sie im Allgemeinen ein schwächeres Immunsystem haben) und bei Personal aus dem Gesundheits- und Pflegebereich (weil sie mit vielen Risiko-Patienten in Kontakt kommen) zu beginnen. Auch danach wäre es grundsätzlich sinnvoll, die Booster-Impfungen nach Altersgruppen durchzuführen – aber leider erfordert eine Priorisierung immer Zeit, und das ist ein Luxus, den wir uns im Moment eigentlich nicht leisten können. Deswegen macht es Sinn, die Anmeldung zur Booster-Impfung nur für einen sehr kurzen Zeitraum (1 Woche) für die wichtigste Zielgruppe (also für Menschen ab 60 und Personal aus dem Gesundheits- und Pflegebereich) zu reservieren und danach sofort für alle freizugeben, um ohne vermeidbare Wartezeiten den größtmöglichen Effekt zu erzielen.
Ähnliches gilt für den vielzitierten 6-Monats-Abstand zur Zweit-Impfung. Denn wir wissen ja, dass die Antikörper-Antwort schon nach drei bis vier Monaten nachzulassen beginnt, ein Booster macht deswegen auch schon nach 4 Monaten sehr viel Sinn, wenn’s dabei hauptsächlich um das Absenken der Infektiösität geht. Und man sollte auch bedenken, dass gerade im Gesundheits- und Pflegebereich viel AstraZeneca verimpft worden ist, bei dem der Booster auch für den Eigenschutz nach vier Monaten durchaus sinnvoll ist.
In Israel zumindest hat das geklappt, warum sollten wir’s nicht ausprobieren. Deswegen plädiere ich für eine völlige Freigabe von Impfungen und Booster-Impfungen nach dem Motto „first in, first out“. Wenn jemand eine Erstimpfung möchte, dann bekommt er selbstverständlich auch die Zweitdosis reserviert, möchte jemand einen Booster, bekommt er den auch. Und zwar in der Reihenfolge der Anmeldungen. Mit allen anderen Systemen verplempern wir viel zu viel Zeit mit Warten.
Impfquote möglichst schnell erhöhen
Die Auffrischungs-Impfung kann uns dabei helfen, die Risikogruppen besser zu schützen und das Infektions-Geschehen zu senken. Aber einen wirklichen Erfolg in der Pandemie-Bekämpfung können wir nur dann erzielen, wenn wir die bisher Ungeimpften dazu bewegen, sich letztendlich doch impfen zu lassen.
Das Ziel muss dabei lauten, ALLE über 60-jährigen und MEHR ALS 90 % der Unter-60-Jährigen vollständig zu impfen (wobei „vollständig“ letztlich drei Impfdosen für alle bedeuten dürfte). Nur, wenn wir das erreichen, können wir uns eine vollständige Öffnung und die daraus resultierende Durchseuchung der restlichen Bevölkerung erlauben, ohne gleichzeitig einen Zusammenbruch unserer Gesundheits-Systeme und die daraus resultierende Übersterblichkeit zu riskieren.
Idealerweise lässt sich dieses Ziel mit einer breiten Kommunikations-Kampagne (und einer gleichzeitigen strikten Bekämpfung von Fake-News) und wirklich niederschwelligen Impfangeboten (also die Impfung möglichst unkompliziert möglichst nahe zu den Menschen bringen) erreichen, ansonsten werden wir weiterhin Druck auf Ungeimpfte ausüben und schlussendlich wohl auch über eine Impfpflicht für die Gesamtbevölkerung nachdenken müssen.
Schulen und Betreuungseinrichtungen für Kinder
Die Schulen (mit dem Begriff meine ich die Gesamtheit der Bildungs- und Betreuungs-Einrichtungen für Kinder und Jugendliche) sind seit Anbeginn dieser Pandemie (und bei jedem respiratorischen Virus) ein ziemliches Problem, weil sich respiratorische Viren (wie eben SARS-CoV-2) nun einmal über die Schulen in die Familien und von dort in die Berufswelt verbreiten können (mehr zum Thema finden Sie auch im Artikel Die Durchseuchung von Kindern und Jugendlichen muss aufhören hier im Blog).
Aber dieser Effekt lässt sich durchaus auch ohne Schulschließungen reduzieren, nämlich einfach dadurch, dass man die Viren-Zirkulation in den Schulen verringert. Das wiederum lässt sich durch tägliches Testen, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, vernünftige Lüftungsmaßnahmen und geimpftes Lehrpersonal umsetzen.
Für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren (für die ja Impfungen verfügbar sind) wäre außerdem eine strikte 3G-Regelung (Zutritt zum Schulgebäude nur für Geimpfte, Genesene und Ungeimpfte mit täglichem Antigen-Schnelltest) mehr als sinnvoll.
Daneben kann man durchaus auch hier über eine Impfpflicht für das Schul-Personal nachdenken, um damit einen weiteren potentiellen Infektionsherd auszuschalten.
Unternehmen
Hier werden wir mindestens eine strikte 3G-Regelung mit täglichen (zertifizierten) Tests benötigen. Daneben sollten wir, wo immer das möglich ist, auf verpflichtende Home-Office-Regelungen setzen, um damit möglichst viele persönliche Kontakte zu verhindern.
Testen, testen, testen…
Es wäre vielleicht keine allzu dumme Idee, die Testzentren so schnell wie möglich wieder zu öffnen und jedermann (auch Geimpften) jederzeit kostenlose PCR-Tests (eventuell mit auf 48 oder 24 Stunden herabgesetzter Gültigkeitsdauer) zu ermöglichen. Damit ließe sich das Infektions-Geschehen etwas besser im Blick behalten und mit etwas Glück einige Infektions-Ketten zu entdecken.
Außerdem würde es ungeimpften Berufstätigen den Gang zur Arbeit auch bei einer strikten 3G-Regelung erlauben (für alles andere eher nicht, weil da ja dann 2G implementiert sein sollte).
Fazit
Letztlich haben wir in der aktuellen Situation nur noch zwei Möglichkeiten. Wir können entweder JETZT handeln und damit vielleicht die aktuelle Pandemie-Welle noch einfangen (sicher ist das keineswegs, es könnte durchaus schon zu spät sein).
Oder wir lassen die Politiker ein weiteres Mal abwarten, ob es wirklich so schlimm kommt (Spoiler: ja, wird es!), und reagieren dann mit wirklich harten Maßnahmen, um zu retten, was dann noch zu retten ist.
Von den bisherigen Erfahrungen ausgehend wird’s wahrscheinlich zur zweiten Option kommen, falls sich unsere Regierungen nicht doch noch als unerwartet lernfähig und vorausblickend erweisen sollten.
Aber die erste Option wäre auch wirtschaftlich erheblich sinnvoller. Denn wir werden in Europa im nächsten Frühjahr oder Sommer Jahr eine Gruppe von Ländern haben, die es durch hohe Impfquoten zu einer endemischen Situation geschafft haben und deswegen auch ohne Einschränkungen gut durch den nächsten Winter kommen werden.
Eine zweite Gruppe von europäischen Ländern wird das aufgrund unzureichender Impfquoten und den daraus resultierenden Risiken für die Gesundheits-Systeme nicht schaffen und auch im kommenden Jahr noch deutliche Probleme mit dem SARS-CoV-2-Virus haben werden und weiterhin mit Einschränkungen werden leben müssen.
Den Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen wird alleine die Impfquote (besonders bei den Über-60-Jährigen) ausmachen. Und im Moment sieht es leider danach aus, als würden Luxemburg und Deutschland eher zur zweiten Gruppe gehören.
Ich möchte diesen Artikel mit ein paar eindringlichen Worten von Prof. Dr. Christian Drosten aus seinem letzten Podcast abschliessen:
Wir hatten immerhin 100.000 Verstorbene. In England ist die Zahl der Verstorbenen jetzt, wo das Ganze in ein etwas vielleicht kontrollierbareres Fahrwasser kommt, wo sich eine endemische Zeit andeutet, doppelt so hoch. Das würde ja, ganz einfach gedacht, bedeuten, dass wir, wenn wir jetzt mit dieser Impfquote arbeiten wollten, auch noch mal die gleiche Zahl von Toten akzeptieren müssten. Also wir müssten uns darauf vorbereiten, noch mindestens 100.000 Tote in Deutschland zu bekommen, bevor sich das Fahrwasser beruhigt. Und ich sage dazu, das ist eine konservative Schätzung in Richtung der Zahl der Toten, denn die Balance bei uns mit der Impfung ist nicht so stark zu den Alten hin. Wir haben bei den Alten eine größere Impflücke. Darum wäre die Zahl der Toten, die wir tolerieren müssten, sogar noch höher.
Christian Drosten im NDR-Podcast, Folge 102
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