Corona

Verschwörungsmythen und Heile-Welt-Beschwörer

Sei es nun die Übertragung des SARS-CoV-2-Virus über 5G-Funkzellen, die von Bill Gates vorangetriebene Zwangsimpfung zum Zweck der Kontrolle der Weltbevölkerung, die Geschichte vom Corona-Virus als Biowaffe, die schlichte Verneinung der Existenz des SARS-CoV-2-Virus oder gleich die ganz große Weltverschwörungs-Theorie der QAnon-Anhänger, Verschwörungsmythen und Heile-Welt-Beschwörungen haben gerade Hochkonjunktur.

Außer ständig wiederholten kruden und abstrusen Kommentaren, Anschuldigungen und Behauptungen gibt es rein gar nichts, das die meisten dieser Märchen irgendwie stützen würde. Abgesehen vielleicht vom Glauben ihrer Anhänger und der ständigen Wiederholung durch ihre Protagonisten. Neu ist das Ganze übrigens auch keineswegs, schon im Mittelalter wurden Hexen verbrannt, weil beispielsweise die Ernte schlecht ausgefallen war. Und das Verleugnen unpassender Tatsachen war schon immer ein beliebtes Mittel zur Problembewältigung, auch die übermäßige politische Nutzung durch professionelle Wahrheitsverweigerer wie Donald Trump oder Jair Bolsonaro ist nicht neu.

Dieser Artikel soll nicht über die verschiedenen Verschwörungsmythen und Heile-Welt-Beschwörungen berichten. Aber er soll verdeutlichen, warum so viele Menschen daran glauben, aus welchen Gründen sie überhaupt verbreitet werden und warum sie so gefährlich sein können.

Verschwörungsmythen

Die folgenden Absätze handeln von Verschwörungs-Mythen. Den Begriff Verschwörungsmythos benutze ich, weil mir der häufig gebrauchte Begriff Verschwörungstheorie zu rational klingt. In der einschlägigen Forschung wird von einer Verschwörungstheorie gesprochen, wenn mit einer rationalen und belegbaren Aussage über eine angenommene Verschwörung geredet wird. Verschwörungsmythen oder Verschwörungshypothesen sind hingegen Behauptungen über angenommene Verschwörungen, die sich weder nachweisen noch überprüfen und meistens auch nicht logisch nachvollziehen lassen.

Leider machen die sozialen Netzwerke es heute möglich, dass solche Geschichten, die früher kaum über den Stammtisch in der Dorfkneipe hinausgekommen wären, jetzt weltweit die Runde machen können. Und auf einen Berg von empfänglichen Geistern treffen, die sie begierig aufsaugen und weiterverbreiten.

Die multimedialen Dorfdeppen, die diese Theorien verbreiten, können glücklicherweise immer noch nicht allzu viele Leute mit ihrem Unsinn überzeugen. Aber im Zeitalter der sozialen Medien erreichen sie eben deutlich mehr Publikum, als das früher möglich gewesen wäre. Und weil die Menschen aufgrund der extremen Situation solche Verschwörungstheorien immer bereitwilliger aufnehmen und weil ein Teil des adressierten Publikums eine recht erschreckende Gewaltbereitschaft aufweist, wird dieses Medientheater mittlerweile zu einem ernsthaften Problem.

Internationale Fakten-Checker wie correctiv.org, factcheck.org oder MimiKama geben ebenso wie diverse Presseorgane (beispielsweise die Washington Post) ihr Bestes, um die wachsende Menge an Falschinformationen einzudämmen. Aber die schiere Flut an Falschnachrichten in den sozialen Netzwerken lässt sich kaum bekämpfen, solange die Nutzer bereitwillig jeden Mist ohne jedwede Überprüfung und ohne großes Nachdenken teilen.

Deswegen spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile von einer «massiven Infodemie» und fordert die Betreiber der sozialen Netzwerke zu einer besseren Kontrolle auf. Und auch Wissenschaftler und Mediziner schlagen in einem offenen Brief Alarm. „Wir haben es in diesem Moment nicht nur mit der Covid-19-Pandemie zu tun, sondern auch mit einer weltweiten „Infodemie“, bei der durch Fehlinformationen, die sich in den sozialen Medien viral verbreiten, auf der ganzen Welt Menschenleben gefährdet werden“, schreiben sie und fordern eine möglichst umgehende Reaktion der sozialen Netzwerke gegen die Flut an Fake-News ein. Den Brief auf der Kampagnenplattform „Avaaz“ haben über 100 Ärzte und Wissenschaftler unterzeichnet.

Erste Resultat sind bereits sichtbar. Sowohl Facebook als auch Twitter arbeiten mit unabhängigen Faktencheckern zusammen und kennzeichnen mehr und mehr Nachrichten als „Falschinformation“. Twitter versieht sogar erste Tweets von US-Präsident Donald Trump mit Warnhinweisen und liefert sich deswegen gerade einen heftigen Schlagabtausch mit dem professionellen Lügner im Weißen Haus (nachzulesen beispielsweise hier im Manager Magazin).

Warum Menschen an Verschwörungsmythen glauben

Aus der Sicht von Psychologen sind Pandemien und Katastrophen ein perfekter Nährboden für Verschwörungsmythen. Das dadurch entstehende Gefühl von Kontrollverlust gegenüber einem unsichtbaren und nicht klar zu definierenden Feind sorgt bei vielen Menschen dafür, dass sie dieses Gefühl kompensieren möchten.

Verschwörungsmythen sind ein naheliegender Kompensations-Mechanismus. Die Vorstellung, dass es eine Krise nur deswegen gibt, weil ein paar mächtige Menschen (oder wahlweise Firmen oder Aliens) mit bösen Plänen dahinterstecken, sorgt für eine klare Identifizierung von Schuldigen. Das ist dann zwar immer noch keine schöne Vorstellung, aber es verhilft einigen Menschen zu einem klaren Feindbild, aufgrund dessen sie besser mit der Situation umgehen können.

Eine andere Form der Selbstberuhigung liegt übrigens im Gedanken daran, dass die Situation ja eigentlich gar nicht so schlimm ist. Deswegen haben auch Ideen wie „Das Corona-Virus gibt es gar nicht“, „Das ist doch nur eine Grippe“ oder „Wir haben es überstanden“ regen Zulauf. Mehr zu diesen heile-Welt-Beschwörungen finden Sie weiter unten in diesem Artikel.

Sei es nun ein Verschwörungsmythos oder das Ableugnen der Gefahr, der Glaube daran verleiht eine gewisse Sicherheit und das schöne Gefühl, endlich etwas zu wissen, das die anderen nicht begriffen haben. Zumal das angesprochene Publikum sowieso schon ein latent vorhandenes Misstrauen gegenüber Experten, Politikern und Medien hat. Auch durch dieses Gefühl des „Ich weiß, was wirklich los ist“ fallen Corona-Verschwörungsmythen bei vielen Menschen auf fruchtbaren Boden.

Alle diese Gründe sorgen dafür, dass manche Menschen in Zeiten von Katastrophen bereitwillig auch völlig irrwitzige Geschichten glauben.

Wie wehrt man sich gegen Verschwörungsmythen

Menschen, die an Verschwörungsmythen glauben, sollten nicht von vornherein als Spinner oder psychisch krank abgetan werden. Dazu sind diese Mythen viel zu gefährlich, sie haben durchaus die Kraft um ganze Familien und Gesellschaften zu spalten.

Verschwörungsgläubige sind meistens Menschen in Lebensphasen, in denen sie sich vor Isolation, der Einengung persönlicher Freiheiten und Kontrollverlust fürchten. Deswegen ist es sinnvoll, die Diskussion zu suchen und die Sinnhaltigkeit der Mythen immer wieder zu hinterfragen. Es ist dabei wichtig, solche Mythen nicht von vornherein als „Blödsinn“ abzutun. Stattdessen sollte man eher die logischen Widersprüche in der Theorie suchen und mit diesen argumentieren.

Mit den meisten Verschwörungsgläubigen lässt sich durchaus über das Thema diskutieren und die meisten sind auch für Gegenargumente offen.

Anders sieht es bei den Meinungsführern aus, die ihren jeweiligen Unsinn sehr gezielt und bewusst verbreiten und damit Interessen verfolgen, die über die Verschwörungsmythen hinausgehen. Manche verdienen so ihren Lebensunterhalt, etwa durch Werbeeinnahmen auf YouTube oder das Verkaufen von Büchern. Andere lechzen nach Aufmerksamkeit. Wieder andere wollen einfach nur ihre rechtsradikalen oder antisemitischen Positionen durchsetzen. Unter dem Vorzeichen der Corona-Krise verbreiten sie Inhalte, die sie schon seit Jahren bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Öffentlichkeit tragen. Diese Meinungsführer verdienen kein Mitleid, sondern entschiedene Ablehnung. Jede Diskussionsbereitschaft wird sofort als Indiz dafür gewertet, dass der jeweils verbreitete Unsinn eine akzeptable Position darstellt, für Fakten sind diese Protagonisten absolut unempfänglich.

Das einzige wirklich wirkungsvolle Mittel gegen solche Mythen sind klare Fakten und das Widerlegen einzelner Positionen. Aber Fakten helfen natürlich nur dann, wenn sie vom Diskussionspartner zumindest als solche akzeptiert werden. Bei den Meinungsführern funktioniert das nicht, aber die meisten Verschwörungsgläubigen sind glücklicherweise weniger verbohrt und vernünftigen Argumenten durchaus zugänglich.

Wer Verschwörungsmythen verbreitet

Für einen bestimmten Personenkreis (beispielsweise Promis der unteren Kategorien mit Sehnsucht nach Aufmerksamkeit, Influencer mit schwindendem Publikum oder Politiker mit Hang zur Selbstinszenierung) stellt die Corona-Pandemie eine willkommene Möglichkeit zur Medienpräsenz dar. Über diese fehlgeleiteten Gestalten kann man sich noch am ehesten amüsieren. Denn sie finden zwar ein gewisses Echo in den sozialen Medien und auf der Straße, ihre Horrorgeschichten sind aber meistens soweit von jedweder Realität entfernt, dass nur die Wenigsten diesen schwachsinnigen Beiträgen Glauben schenken.

Daneben gibt es aber auch Personen und Gruppen, die in solchen Mythen eine Chance zur Spaltung der Gesellschaft sehen. Hier wird ein solcher Mythos sehr bewusst aufgebaut und als Mittel zur Entfachung eines Aufstands gegen die herrschende Ordnung verwendet, um politisch von dieser Situation profitieren zu können. Dieser Versuch der zielgerichteten Spaltung der Gesellschaft ist brandgefährlich, weil dabei vielfach auch zu gewaltsamem Widerstand aufgerufen oder Gewalt zumindest billigend in Kauf genommen wird.

Ein schönes Beispiel ist die QAnon-Bewegung, die durch einige (ehemalige) Prominente mit starkem Geltungsdrang wie beispielsweise Xavier Naidoo auch in Deutschland bekannt geworden ist. Offenbar findet die völlig hirnrissige Theorie des „deep state“, die Donald Trump als den Kämpfer gegen das Böse darstellt, auch hierzulande einige Gläubige. Die eher verstörende Geschichte von QAnon können Sie beispielsweise hier beim Bayerischen Rundfunk oder hier in der ZEIT nachlesen und sich selbst die Frage stellen, wie man einen derartigen Schwachsinn überhaupt glauben und weiterverbreiten kann.

Alle diese Personen, Gruppierungen und Bewegungen nutzen die sozialen Medien und die Straße als Instrument zur überregionalen Präsenz und formen dort mittlerweile eine globale Allianz des Schwachsinns.

Heile-Welt-Beschwörungen

Während Verschwörungsmythen als Zielsetzung entweder die bestehende Ordnung zersetzen sollen oder schlicht als Mittel zur Selbstinszenierung dienen, hat die Heile-Welt-Beschwörung meistens einen wirtschaftlichen oder politischen Hintergrund.

Bei den oben angesprochenen Verschwörungsmythen handelt es sich im Allgemeinen um einen leicht zu widerlegenden Schwachsinn. Dagegen beruhen die Heile-Welt-Beschwörungen auf durchaus ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Deswegen lassen sich diese Prognosen kaum ignorieren, allerdings lassen sie sich (wie alle verfügbaren Modelle) derzeit weder bestätigen noch widerlegen.

Aber die meisten dieser Heile-Welt-Beschwörungen spielen (zumindest unterschwellig) mit der Aussage, dass es ja alles gar nicht so schlimm gewesen sei. Und sie vermeiden je nach Zielsetzung gerne einmal den Hinweis darauf, dass es ohne die getroffenen Maßnahmen durchaus sehr viel schlimmer hätte kommen können. Obwohl der Blick ins Ausland eigentlich jedem beweisen müsste, dass wir in Deutschland oder Luxemburg nur dank dieser Maßnahmen einer echten Katastrophe so gerade eben entgangen sind.

Übrigens gibt selbst der Architekt des schwedischen Sonderwegs, Anders Tegnell, mittlerweile zu, dass Schweden mit deutlich strikteren Maßnahmen hätte reagieren müssen (nachzulesen beispielsweise hier im Guardian). Die Situation in Ländern wie den USA oder Brasilien spricht für sich selbst und bedarf kaum noch einer Erklärung.

Deswegen sind diese Heile-Welt-Szenarien nicht ganz ungefährlich. Denn sie verfolgen Ziele, die über die reine Pandemie-Bekämpfung teils deutlich hinausgehen.

Die wirtschaftlichen Ziele

In so ziemlich allen Staaten der Welt und in fast allen Branchen haben die Eindämmungs-Maßnahmen die Wirtschaft zum Erliegen gebracht, viele Unternehmen und Selbständige befinden sich am Rande des Ruins. Deswegen hat die Wirtschaft ein elementares finanzielles Interesse daran, dass die strikten Maßnahmen möglichst schnell und möglichst umfassend gelockert werden.

Und Lockerungen sind auch zweifellos notwendig, damit die Wirtschaft wieder anlaufen kann und durch den Lockdown keine weiteren Schäden entstehen. Allerdings gibt es an dieser Stelle einen Zielkonflikt zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.

Der Wissenschaft ist bewusst, dass wir bisher noch nicht genug über das SARS-CoV-2-Virus wissen, um umfassende Lockerungen zu erlauben. Die Wirtschaft hingegen hat ein Interesse daran, die Lage als möglichst normal darzustellen, um möglichst schnell wieder Kunden anzulocken und die Nachfrage anzukurbeln.

Deswegen gibt es vonseiten der Wirtschaft sehr viele Versuche, die Lage so normal wie möglich darzustellen. Gerade in den sozialen Netzwerken wird diese Strategie mithilfe von Fotos und Beiträgen sichtbar, die eine Rückkehr zur Normalität suggerieren sollen.

Leider haben die Versuche dazu geführt, dass verstärkt auf alle Schutzvorkehrungen verzichtet und die viel beschworene neue Normalität gefeiert wird. Das direkte Resultat sind dann Vorfälle wie die Techno-Rave in Berlin oder Gottesdienste (wie in Frankfurt oder Bremerhaven) und Privatfeiern (wie in Göttingen), die schnell zu Superspreading-Events werden können.

Die politischen Ziele

Auch Politiker aller Couleur versuchen derzeit gerne, die Corona-Pandemie als bereits überwunden darzustellen. Dafür gibt es allerdings verschiedene Gründe.

Manche Politiker möchten mit ihrer Darstellung der heilen Welt einfach nur Optimismus verbreiten und mithelfen, die lokale Wirtschaft anzukurbeln. Grundsätzlich ist das eine durchaus verständliche Idee und weniger politisches Kalkül, leider werden aber auch hier die Gefahren gerne einmal heruntergespielt.

Etwas problematischer ist dieses Verhalten bei Politikern, die jetzt die große Chance für die Opposition gekommen sehen. Denn hier wird absichtlich der Sinn der Eindämmungs-Maßnahmen infrage gestellt und angedeutet, dass die Maßnahmen selbst wahlweise übertrieben oder nicht ausreichend gewesen sind. Was dann wiederum aus rein populistischen Gründen dazu führt, dass sich immer mehr Leute darin bestätigt fühlen, die Regeln zum Social Distancing nicht mehr zu beachten.

Mindestens ebenso gefährlich ist es, wenn politische Entscheidungen zu Lockerungen damit gerechtfertigt werden, dass die Gefahr unter Kontrolle sei. Wenn mit solchen Argumenten dann beispielsweise Schulen wieder eröffnet werden und das darin liegende Risiko für neue Infektionsketten heruntergespielt wird, liegt darin eine gewisse Gefahr.

Natürlich können alle Lockerungs-Maßnahmen durchaus gut ausgehen. Aber Fälle wie die oben genannten zeigen deutlich, dass das nicht zwingend der Fall sein muss. Und ein Politiker, der dieses Risiko zu Anfang heruntergespielt hat, muss sich dann im Falle eines erneuten Ausbruchs wohl zumindest einige sehr unbequeme Fragen von der Opposition gefallen lassen.

Wohlgemerkt, Lockerungen sind notwendig. Aber ob es tatsächlich eine gute Idee ist, sehr viele Lockerungen auf einmal zu machen, werden uns erst die nächsten paar Wochen zeigen können. Der Erfolg dieser Lockerungen wird jedenfalls sehr stark davon abhängen, inwiefern sich die Menschen auch weiterhin an das Social Distancing halten.

Fazit

Sowohl Verschwörungsmythen als auch Heile-Welt-Beschwörungen tragen vermehrt zur Unsicherheit in der Bevölkerung bei. Deswegen ist es wichtig und richtig, ständig darauf hinzuweisen, dass die Gefahr durch das neue Corona-Virus keineswegs verschwunden ist. Inwiefern die Lockerungen zu einem erneuten Ausbruch der Pandemie beitragen, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Bis dahin wäre es leichtsinnig, durch das Ignorieren der Abstands- und Hygiene-Regeln auch nur das geringste Risiko einzugehen.

Wohlgemerkt, das Hinterfragen von Informationen und Maßnahmen muss in einer funktionierenden Demokratie ausdrücklich erlaubt und erwünscht sein. Nicht jedes Gerücht und jeder Kommentar ist automatisch eine Lüge, in den besten Theorien und Behauptungen steckt durchaus eine (oft allerdings verdrehte) Wahrheit. Ein misstrauisches Hinterfragen von Autoritäten, Experten und Regierungsplänen ist stets sinnvoll. Würde keine Kritik mehr geäußert, stünde es schlecht um die Demokratie.

Aber wir sollten uns keinesfalls einreden lassen, dass die Gefahr durch das SARS-CoV-2-Virus vorbei sei oder niemals existiert hat. Mittlerweile sind mehr als 380.000 Menschen an diesem Virus verstorben und die Entwicklung in Ländern ohne strikte Eindämmung-Maßnahmen bedarf eigentlich keiner zusätzlichen Erklärung. Und Beispiele wie die Techno-Rave in Berlin oder Gottesdienste wie in Frankfurt oder Bremerhaven oder Privatfeiern wie in Göttingen, sollten uns daran erinnern, dass die Gefahr längst nicht so theoretisch ist, wie sie von diversen Gruppen immer wieder beschrieben wird.

Nur zur Erinnnerung: momentan infizieren sich Tag für Tag mehr als 100.000 Menschen mit dem SARS-CoV-2-Virus, knapp 6 Prozent von ihnen versterben. Sicherlich sind die Fälle mit tödlichem Ausgang in Luxemburg und Deutschland durch die strikten Maßnahmen und das hochentwickelte Gesundheits-System deutlich geringer. Trotzdem ist es aber eine ausgesprochen unrealistische Wunschvorstellung, dass dieses Virus ausgerechnet bei uns weniger tödlich oder virulent sein sollte.

Und wir sollten auch ein Grundprinzip unseres Rechts-Verständnisses nicht vergessen. Die Beweispflicht für eine Behauptung liegt beim Ankläger. Wenn die Argumente des Anklägers Fehlschlüsse sind oder er seine angeblichen Beweise nicht belegen kann, dann sollte man ihm keinen Glauben schenken. Es darf niemals zur Pflicht werden, sich gegen unbelegte Vorwürfe und Gerüchte nur deshalb verteidigen zu müssen, weil solche Behauptungen von irgendjemand aufgestellt wurden.

Also fragen Sie doch einfach mal nach ein paar belegbaren Fakten, wenn Ihnen das nächste Mal jemand erzählt, dass eigentlich Bill Gates an der Corona-Pandemie schuld ist. Der Deutschlandfunk hat diese Geschichte, die beispielsweise der selbsternannte Verschwörungs-Spezialist Ken Jebsen in seinen YouTube-Videos und der Vegan-Koch Attila Hildmann verbreiten, hier unter die Lupe genommen.

Wie denken Sie darüber? Haben Sie Anmerkungen oder andere Ideen zu diesem Thema? Oder sehen Sie es ganz anders? Schreiben Sie es mir in den Kommentaren.

Claus Nehring

Ich bin freiberuflicher Autor, Journalist und Texter (aka "Schreiberling") aus Luxemburg. Als Informatiker und Statistiker habe ich jahrelange Erfahrung in der Visualisierung und Modellierung großer Datenmengen. Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Infektionskrankheiten und publiziere Artikel zu diesem Thema, aus verschiedenen anderen Wissenschafts-Bereichen und aus dem Bereich Internet & Gesellschaft,

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