CoronaFactcheck

Oh doch, 3.150 von 100.000 Geimpften können durchaus noch arbeiten

Im Moment geistert gerade der folgende Blödsinn durch die sozialen Medien:

Bis vorgestern hat UK gut 100.000 Menschen geimpft.

Binnen vier Tagen konnten 3.150 davon keine normalen Tagesaktivitäten mehr ausführen, waren unfähig zu arbeiten, benötigten ärztliche oder pflegerische Hilfe.

Regierungsquelle:

Der Post stammt ursprünglich wohl aus einem Twitter-Post von Prof. Stefan Homburg (auch bekannt als Prof. Humbug). Leider erzählt Prof. Humbug hier wie üblich Schwachsinn und hat das Originaldokument entweder nicht gelesen oder nicht verstanden.

Also erstens stammt dieses Dokument vom CDC, das sind die Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta. Und ja, Atlanta befindet sich in Georgia in den USA. So wie auch die Zahlen nicht aus Großbritannien, sondern aus den USA stammen. Okay, nun muss man ja nicht unbedingt lesen können und man muss auch nicht unbedingt etwas von Geografie verstehen. Aber jemand, der über eine Virus-Pandemie schreibt, sich mit seinem Professoren-Titel (Wirtschaft, übrigens) oder so etwas postet, sollte eigentlich schon wissen, was und wo die CDC ist.

Und zweitens liegen die dort genannten Werte völlig im Normal-Bereich, 2-3 % schwerere Nebenwirkungen sind bei den Impfungen durchaus im Vorfeld erwartet worden und auch in den Studien so aufgetreten.

Auch hier hat sich’s Prof. Humbug nämlich ein wenig zu leicht gemacht und den Text übersetzt und nicht hinterfragt (hätte auch nicht in sein Weltbild gepasst, wenn er’s getan hätte, aber das nur nebenbei).

Mit „Health Impact Events“ sind hier nämlich die bereits aus den Studien bekannten Nebenwirkungen gemeint. Da geht es um Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Durchfall, Muskel- und Gliederschmerzen und Fieber. All das ist nicht toll und kann durchaus dafür sorgen, dass ein Teil der Geimpften (eben diese 2 bis 3 %) einen oder zwei Tage nicht seinen normalen Tätigkeiten nachgehen kann und möglicherweise auch ärztlichen Rat benötigt. Aber diese Nebenwirkungen sind bekannt und sie gehen vorbei. Eine echte Covid-19-Erkrankung dürfte die weitaus unangenehmere und gefährlichere Alternative sein.

Diese Nebenwirkungen werden übrigens klar und offen kommuniziert und sind keineswegs ein Geheimnis:

Den Original-Vortrag, aus dem dieser Auszug stammt, können Sie übrigens hier finden: https://www.cdc.gov/vaccines/acip/meetings/downloads/slides-2020-12/slides-12-19/05-COVID-CLARK.pdf

Claus Nehring

Ich bin freiberuflicher Autor, Journalist und Texter (aka "Schreiberling") aus Luxemburg. Als Informatiker und Statistiker habe ich jahrelange Erfahrung in der Visualisierung und Modellierung großer Datenmengen. Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Infektionskrankheiten und publiziere Artikel zu diesem Thema, aus verschiedenen anderen Wissenschafts-Bereichen und aus dem Bereich Internet & Gesellschaft,

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