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Was Facebook, Google & Co. so alles über Sie wissen

Einleitung

Das die großen Internetkonzerne ihr Geld mit unseren Daten verdienen, dürfte mittlerweile wohl allgemein bekannt sein.

Und dass wir mit unseren eigenen Daten dafür bezahlen, dass uns Systeme wie die Suchmaschine von Google, Facebook, YouTube, Twitter, Instagram usw. (die Liste ließe sich seitenlang fortsetzen) kostenlos zur Verfügung stehen, ist ebenfalls eine hinlänglich bekannte Tatsache.

Solange diese gesammelten Daten unsere eigene Nutzung dieser Systeme betreffen und auf dieser Grundlage Werbeprofile für personalisierte Werbung erstellt werden, ist dagegen auch relativ wenig einzuwenden. Schließlich profitieren wir alle von Google, Facebook & Co und möchten sie auch weiterhin gratis nutzen können.

An diesem Punkt kommt allerdings die grundsätzliche Tendenz des Informatikers an sich zum Tragen, möglichst viele Informationen zu speichern (vielleicht werden sie ja irgendwann mal gebraucht). Denn genau dieser Tendenz folgen die großen Konzerne.

Und diese Sammelleidenschaft von Daten dringt in immer mehr Bereiche vor und wird immer umfassender. Womit leider auch die Gefahr wächst, die von diesen gigantischen Datenbanken der großen Internet-Konzerne im Falles eines Missbrauchs (siehe zum Beispiel den Skandal um Cambridge Analytica) ausgeht.

Dieser Artikel richtet sich an die Benutzer, die nicht so genau wissen, was Google, Facebook & Co so alles an Daten sammeln. Es aber gerne wissen möchten.

Wer übrigens direkt wissen möchte, warum das eigentlich alles gar nicht so schlimm ist, der kann auch direkt zum Fazit dieses Artikels ganz am Ende springen.

Wer sammelt eigentlich so alles unsere Daten ?

Die Antwort auf diese Frage ist recht einfach. So ziemlich jede Website tut es. Ihre, meine, und die Ihres Nachbarn vermutlich auch. Wir sammeln alle munter drauflos, beispielsweise indem wir Besuchern ein Benutzerkonto oder einen Newsletter anbieten und die gesammelten E-Mail-Adressen dann für (mehr oder minder) personalisierte Werbung benutzen. Und wenn unsere Newsletter von einem professionellen Anbieter oder einem gut gemachen Plug-In verschickt werden, dann erhalten wir über das Klickverhalten der Leser auch Daten darüber, für welchen Teil unseres Newsletters sich die Kunden besonders interessieren. Und können mit diesen Daten unseren nächsten Newsletter noch interessanter gestalten.

Und dagegen ist auch nicht so sehr viel einzuwenden. Der Benutzer hat uns diese Daten freiwillig zur Verfügung gestellt, er hat uns die Einwilligung zum Erhalt des Newsletters erteilt und er kann diese Einwilligung jederzeit durch einen Klick widerrufen. Und deswegen haben wir auch das Recht, ihm diese Werbung zuzusenden.

Aber natürlich erreicht weder meine noch Ihre Website die Größenordnung von Google oder Facebook. Und dadurch verfügen wir schon ganz automatisch über weniger Daten als diese Konzerne. Alleine Facebook zählt heute über alle Apps hinweg 2,7 Milliarden aktive Nutzer, von denen 2,1 Milliarden jeden Tag aktiv sind (Quelle : allfacebook.de) und Google verarbeitet über 3,5 Milliarden Suchanfragen täglich (Quelle : internetlivestats.com). Zum Vergleich: auf der Erde leben etwas über 7,7 Milliarden Menschen. Das ist schon eine ganze Menge an Daten, oder?

Und selbst mit dieser Masse an Daten sind weder die großen Internet-Konzerne noch die größten Datensammler von allen, unsere Regierungen, noch nicht zufrieden. Was sie alle interessiert, ist die Erstellung von Benutzerprofilen auf Basis des gesamten Nutzerverhaltens im Internet.

Wie wird mein Nutzerverhalten aufgezeichnet ?

Zunächst einmal kennen Google, Facebook und Co natürlich unsere Nutzerdaten. Und zwar deswegen, weil wir sie ihnen bei der Anmeldung völlig freiwillig überlassen haben.

Dazu kommen sämtliche Interaktionen, die wir auf den eigenen Netzwerken des jeweiligen Anbieters vornehmen, seien es nun Google-Suchen, Käufe, Likes oder Interaktionen von Nutzern in den sozialen Medien.

Außerdem sind Smartphones hervorragend zur Erfassung von Nutzerdaten geeignet. Durch Ihr Smartphone wissen die Datensammler, wo Sie gerade sind, mit wem Sie telefonieren, wer Ihre Kontakte sind, an wen Sie SMS versenden und welche Anwendung Sie gerade benutzen. Und auch gegen diese Datenaufzeichnung können Sie sich kaum wehren, so ziemlich jede App, die Sie sich auf Ihr Smartphone laden, versendet Ihre eigenen Daten an irgendwelche Server (meistens in den USA).

Dazu kommen jede Menge Informationen aus Ihren Fotos, die Sie irgendwohin hochladen (und bei den Standardeinstellungen betrifft das jedes Foto, das Sie mit Ihrem Smartphone machen). Jedes dieser Fotos wird analysiert und durchläuft eine automatisierte Personenerkennung. Deswegen werden Sie übrigens von Facebook von Zeit zu Zeit gefragt, ob Sie auf einem bestimmten Foto markiert werden möchten.

Und das ist noch längst nicht alles. Von Facebook, Google und anderen Firmen finden sich Teile auf fast jeder Website der Welt wieder, sei es nun Google Analytics, Google ReCaptcha oder Like-Buttons von irgendwelchen sozialen Netzwerken. Und alle übertragen an ihre jeweiligen Server, was Sie so alles im Internet treiben.

Reservieren Sie sich online ein Fahrrad oder ein Auto, reservieren Sie sich ein Bahn- oder Flugticket, kaufen Sie etwas im Internet ein oder suchen Sie etwas im Internet. Irgendjemand, ob es nun einer der großen-Internetkonzerne oder der Staat ist, wird es mit ziemlicher Sicherheit aufzeichnen. Und diese Liste ließe sich nahezu endlos fortsetzen.

Manche der Datensammler greifen auch gerne mal zu etwas „unorthodoxen“ Methoden. Sowohl Hacker als auch Regierungsstellen nutzen gerne sogenannte „Exploits“ aus, um an Informationen zu kommen, die eigentlich nicht zugänglich sein sollten. Bei staatlichen Stellen benutzt man hierfür Begriffe wie (legaler) „Online-Durchsuchung“, bei privaten Personen oder Gruppen wird von (illegalem) „Hacking“ gesprochen.

Kann ich sehen, was über mich aufgezeichnet ist ?

Ja, teilweise können Sie das tatsächlich sehen. Spätestens die europäische Datenschutz-Grundverordnung zwingt alle Anbieter (jedenfalls fast alle, staatliche Stellen zur Gefahrenabwehr und EU-Organe sind ausgenommen) zur Offenlegung der über Sie selbst gespeicherten Daten. In den folgenden Absätzen finden Sie einige Beispiele dafür. Schauen Sie ruhig einmal rein, es ist durchaus kurzweilig und zeigt auch einige Grenzen der Verfahren auf.

Mit Verweis auf die Datenschutz-Grundverordnung können Sie übrigens bei jedem Unternehmen, das in der EU ansässig ist oder seine Waren oder Dienstleistungen in der EU anbietet, eine Kopie Ihrer persönlichen Daten anfordern. In vielen Fällen geht das mittlerweile online (Google hilft da weiter, tippen Sie einfach den Firmennamen gefolgt von „eigene daten anfordern“ ein), in anderen Fällen können Sie die Informationen direkt anfordern (gutes Hilfematerial dazu gibt’s beispielsweise hier bei der deutschen Verbraucherzentrale).

Google

Die Google Timeline

Wenn Sie mit Ihrem Android-Smartphone bei Google angemeldet sind und die Option Standortverlauf aktiviert haben, dann folgt Google Ihnen überall hin. Und stellt Ihnen diese Daten (oder zumindest einen Teil davon) unter diesem Link auf übersichtlich zur Verfügung. Sie sehen zunächst einmal folgendes Fenster (dies hier ist ein Ausschnitt aus meinen Daten, bei Ihnen dürfte es anders aussehen).

In den Auswahlfeldern oben links können Sie einen bestimmten Tag auswählen und sehen dann alles vor sich, was Sie an diesem Tag so gemacht haben. Übrigens inclusive der Fotos, die Sie an diesem Tag an einer bestimmten Stelle mit Ihrem Smartphone gemacht haben. Das Ganze sieht ungefähr so aus (hier sehen Sie meine Timeline für den 16. Januar 2019 in Marrakesch).

Wenn Sie also gerne wissen möchten, wie dieses kleine süße Restaurant hieß, dass Sie vor einigen Jahren besucht haben, dann werden Sie hier wahrscheinlich fündig. Und Google weiß das alles natürlich auch.

Die Google Aktivitäten

Eine ebenfalls recht interessante Lektüre finden Sie in den „Google Aktivitäten“. Hier können Sie erkunden, was Sie an einem bestimmten Tag so alles im Internet oder auf Ihrem Smartphone getrieben haben. Der Eingangsbildschirm sieht so aus, zu Beginn sehen Sie Ihre heutigen Aktivitäten.

Scrollen Sie einfach ein wenig nach unten, oder wählen Sie oben unter „Nach Datum & Produkt filtern“ ein beliebiges Datum oder eine Produktgruppe aus. Sie sehen eine Liste der Aktivitäten (in meinem Fall meine heutigen Android-Aktivitäten).

Wenn Sie auf ein bestimmtes Produkt klicken, sehen Sie die Aufrufe des Produkts für die gewünschte Zeitspanne, durch einen Klick auf Details bekommen Sie Informationen über diesen speziellen Aufruf (in diesem Fall der Aufruf eines Spiels von heute auf meinem Smarthone).

Google weiß also, das ich heute um 18:48 Uhr das Spiel „Words of Wonders“ auf einem Smartphone des Typs „Xiaomi MI5s“ gespielt habe (und hat eventuell noch weitere Informationen, die mir aber nicht angezeigt werden).

Und diese Informationen hat Google für alle meine Aktionen, seit ich ein Google-Konto habe. Sie können die Informationen in dieser Applikation übrigens auch löschen, müssen das allerdings auf allen Geräten separat erledigen.

Die Google Werbe-Einstellungen

Ebenfalls recht interessant sind die Informationen in Google’s Werbe-Einstellungen. Auf diesem Bildschirm finden Sie beim Herunterscrollen den Bereich „So wird meine Werbung personalisiert“, in dem Sie einen Teil des Benutzerprofils finden, dass Google für Sie erstellt hat. Hier sehen Sie einen Auszug aus meinen Angaben.

Das interessante hierbei ist, dass die hier gezeigten Informationen auch ein wenig über die Grenzen der Systeme aussagen. In meinem Fall ist mir absolut schleierhaft, wie Google auf die Interessengebiete „American Football“, „Berg- und Skigebiete“ und „Blues“ kommt. Aber abgesehen von diesen und ein paar anderen Ausrutschern sind die Ergebnisse trotzdem recht zutreffend. Sie können hier übrigens jedes Interessengebiet nach einem Klick darauf auch deaktivieren (und Google so eine genauere Einschätzung Ihrer Person erlauben).

Das hier ebenfalls mögliche Deaktivieren der personalisierten Werbung bringt übrigens nicht viel. Anstelle von Werbung, die Sie wenigstens interessiert, bekommen Sie nach Deaktivieren dieser Funktion ebenso viel Werbung aus Sie nicht interessierenden Gebieten.

Apps mit Google-Kontenzugriff

Auf der Google-Seite für die Konten-Autorisationen finden Sie alle Websites, denen Sie über Apps Zugriff auf Ihr Google-Konto gewährt haben, und die von da an Ihre Aktivitäten an Google weiterreichen.

Sehr interessant ist hier der Bereich „Apps mit Zugriff auf mein Konto“, der alle Websites auflistet, auf denen Sie sich mit Ihrem Google-Konto angemeldet haben.

Sie bekommen hier mit einem Klick auf die jeweilige Sie zusätzliche Informationen über die Zugriffsrechte.

An Ihrer Stelle würde ich diese Seite regelmäßig überprüfen und den Zugriff von nicht vertrauenswürdigen Seiten ebenso regelmäßig entfernen. Google speichert übrigens jeden einzelnen Zugriff auf eine dieser Seiten und teilweise (das hängt von der Konfiguration der Seite ab) auch die Ihre Aktionen auf diesen Seiten.

Der Suchverlauf bei YouTube

Natürlich werden von Google auch die Suchverläufe des Tochterunternehmens YouTube gespeichert.

Wenn Sie wissen möchten, was Sie wann auf YouTube gesucht haben, dann werden Sie hier fündig.

Das komplette Dashboard

Eine schön gemachte Zusammenfassung aller Ihrer Daten finden Sie übrigens im „Google Dashboard“. Alles in allem gefällt mir Google’s Lösung für die Kontrolle Ihrer Daten recht gut, Google möchte Ihnen ganz offensichtlich tatsächlich Informationen darüber liefern, was über Sie so gespeichert ist.

Ihre kompletten Daten herunterladen

Google erlaubt Ihnen außerdem das Herunterladen Ihres kompletten Datenbestandes (hier finden Sie die Download-Funktion). Seien Sie allerdings etwas vorsichtig, denn diese Dateien können durchaus einmal die Kapazität Ihrer Festplatte sprengen.

Bei mir kamen mit allen Optionen mehr als 42 Gigabyte an Daten zusammen. Das entspricht der Menge von rund 23 Millionen Word-Dokumenten, allerdings nutze ich Google auch schon sehr, sehr lange.

Bei der Zusammenstellung der gewünschten Daten sollten Sie vor allem über das Aktivieren der Funktion „Google Fotos“ nachdenken, diese Dateien können sehr schnell sehr groß werden.

Und es war vieles enthalten, über das ich vorher kaum nachgedacht hatte. Mein Kalender, mein Musikgeschmack, meine politischen Neigungen, meine Einkäufe, meine Websites, meine verschiedenen Smartphones, meine Telefongespräche, die von mir geteilten Seiten, meine Rezensionen, wie viele Schritte ich an welchem Tag gelaufen bin, wo ich war, wie Google an die jeweiligen Daten gekommen ist und noch vieles mehr.

Ebenfalls interessant war, dass das Archiv auch Dateien enthielt, die ich bereits vor längerer Zeit auf Google gelöscht hatte. Die Löschfunktion scheint manche Daten zwar aus den für den Benutzer einsehbaren Protokollen zu löschen, nicht aber aus Googles Datenbanken.

Facebook

Facebook handhabt die Anzeige Ihrer Daten leider weitaus weniger benutzerfreundlich als Google. Es gibt zwar die Seite „Zugriff auf deine Informationen“, allerdings braucht es seine Zeit, durch die verschiedenen Einträge und Listen zu scrollen. Und die Listen sind weit davon entfernt, vollständig zu sein.

Aber wer wissen will, welche Daten Facebook denn nun so sammelt, wird an anderer Stelle schnell fündig. Denn Facebook musste dem US-Kongress Rede und Antwort stehen, und hat das in einem 229 Seiten langen Dokument vom Juni 2018 auch tatsächlich getan (die komplette Antwort von Facebook finden Sie bei Interesse übrigens hier).

Und Facebook geht bei seiner Sammel-Leidenschaft erheblich weiter, als mancher wohl vermutet hätte. Allerdings wohl auch wieder nicht so weit, wie manche befürchtet hätten.

Das Facebook sämtliche Profilangaben, Likes, Interaktionen der Benutzer untereinander, Nutzungszeiten und Käufe auswertet, ist wenig überraschend.

Aber der „Business Insider“ hat sich durch das gesamte Dokument gearbeitet und einige Methoden zum Datensammeln gefunden, mit denen wohl nur die wenigsten gerechnet hätten.

So lesen beispielsweise die Apps von Facebook regelmäßig die Fotos, GPS-Daten und (bei Android-Nutzern) auch SMS- und Anruf-Verlauf aus. Außerdem werden Mausbewegungen des Benutzers aufgezeichnet, um (laut Facebook) zwischen Menschen und Programmen zu unterscheiden. Aber natürlich geben Daten zur Scroll-Geschwindigkeit und zu den Mausbewegungen auch Aufschluss darüber, was einen bestimmten Nutzer in einem bestimmten Artikel besonders interessiert.

Daneben rufen die Facebook-Apps regelmäßig Geräte-Informationen wie Akkuladestand, freien Speicherplatz, verfügbare WLAN-Netzwerke, Mobilfunknetze, IP-Adresse und GPS-Daten ab und speichern Sie ebenso regelmäßig in den Datenbanken von Facebook.

Und auch die Geräte in der Umgebung bleiben nicht verschont. Die Facebook-Apps scannen regelmäßig die Netzwerk- und Bluetooth-Umgebung und melden andere Geräte weiter. Laut Facebook übrigens, um Nutzern beim Streaming von Videos vom Smartphone auf den Fernseher helfen zu können.

Und bei der Angabe von Facebook, dass Online- und Offline-Handlungen protokolliert werden, stellt man sich doch die Frage, welche Offline-Handlungen seiner Benutzer Facebook denn nun eigentlich protokolliert (und wie sie an die dafür notwendigen Daten kommen). Vielleicht wäre es ein Anhaltspunkt, dass Facebook eine Technologie zur Erkennung der Augenbewegungen über eine angeschlossene Kamera patentiert hat, diese aber nach eigenen Angaben zurzeit nicht einsetzt.

Aber zumindest einer der häufig kolportierten Vorwürfe findet sich nicht in den Antworten von Facebook wieder. Laut Facebook werden von dem Unternehmen keinerlei Gespräche mitgeschnitten und ausgewertet (auch Android-Entwickler haben beim Analysieren der Apps übrigens keinerlei Hinweise auf ein Mitschneiden von Gesprächen gefunden, bei Interesse finden Sie mehr in diesem Artikel auf „reddit.com“).

Die Sammelwut von Facebook geht also offenbar noch erheblich über die 2016 veröffentlichte Liste der 98 Punkte hinaus, die Facebook über jeden seiner Nutzer wissen möchte (und vermutlich auch weiß). Die komplette Liste erspare ich Ihnen (und mir) an dieser Stelle, bei Interesse finden Sie sie beispielsweise hier auf „netzpolitik.org“.

Die Facebook-Daten herunterladen

Aber zumindest bietet auch Facebook die Möglichkeit an, die zu einem selbst gespeicherten Informationen herunterzuladen, allerdings zurzeit noch ohne die von externen Websites gespeicherten Informationen (diese Funktion beginnt Facebook unter dem Namen „Facebook Clear History“ gerade in einigen Ländern freizuschalten, mit ihr soll auch die Trennung der gespeicherten Daten vom Nutzerkonto möglich sein).

Die Funktion zum Herunterladen der bei Facebook gespeicherten Daten finden Sie auf der Seite „Zugriff auf deine Informationen“ unter dem Link „deine Informationen herunterladen“ im ersten Textabsatz.

Aber Vorsicht, auch hier können die Dateien (besonders beim Einbinden von Bildern) sehr schnell enorm groß werden. Aber interessant sind Sie schon.

WhatsApp

Auch bei WhatsApp kommen Sie recht einfach an Ihre gespeicherten Daten. Gehen Sie auf WhatsApp einfach in „Einstellungen -> Account -> Account-Info anfordern“ und tippen Sie auf „Bericht anfordern“. Innerhalb von maximal 3 Tagen (bei mir hat’s rund 6 Stunden gedauert) erhalten Sie über WhatsApp eine kleine ZIP-Datei, die genau zwei Dateien enthält (eine JSON-Datei und die Datei „access.html“, die die Daten letztendlich herunterlädt).

Öffnen Sie die Datei „access.html“ und Sie erhalten einen Überblick über die auf WhatsApp über Sie gespeicherten Daten. Und zwar einen erfreulich kleinen Überblick, in dem weder Nachrichten noch Fotos oder Videos enthalten sind.

Es gibt Ihre persönlichen Daten, eine Liste Ihres jeweiligen Status (On- oder Offline) und der dazugehörigen Daten und Zeiten. Aber weder Informationen darüber, wann und wo Sie WhatsApp öffnen noch ein fortlaufendes Protokoll Ihrer IP-Adressverbindungen oder der Geräte-IDs.

Der einzige datenschutzrechtlich relevante Punkt sind Ihre Kontakte. Diese werden bei WhatsApp gespeichert und daran führt auch kein Weg vorbei. Die Anwendung würde ohne diese Daten schlicht nicht funktionieren, der einzige Ausweg besteht in der Deinstallation der App. Außerdem gibt es (auch das wieder notwendigerweise) eine Liste der Gruppen-Chats, zu denen Sie gehören.

Nachdem WhatsApp immer wieder sagt, dass alle Nachrichten verschlüsselt werden und WhatsApp selbst nicht mitlesen kann, würde eine weitergehende Speicherung auch keinen großen Sinn machen. Sie merken das übrigens auch, wenn Sie eine WhatsApp-Nachricht oder ein Bild löschen. Denn Sie können Sie nur dann wiederherstellen, wenn Ihr Gesprächspartner die Nachricht noch gespeichert hat, von den Servern bei WhatsApp selbst ist die Wiederherstellung nicht möglich.

Also an dieser Stelle ein großes Bravo an WhatsApp.

Twitter

Mit Twitter habe ich persönlich keine allzu großen Erfahrungen, da ich es nur sehr sporadisch nutze. Sie können sich aber einen Teil der über Sie gespeicherten Daten herunterladen. Auf dieser Hilfeseite von Twitter erfahren Sie, wie das geht.

Interessant ist hier in der Hauptsache, dass Twitter für Kontoinhaber in der EU oder in den EFTA-Staaten direkt auf das Datenschutzformular verweist, über das man weitere Informationen anfordern kann. Ich werde das demnächst einmal ausprobieren und diesen Artikel dann entsprechend updaten.

Was fangen die Datensammler mit diesen Daten an ?

Das ist letztendlich die große Frage. Und die Antwort ist ebenso banal wie erschreckend. So genau weiß das nämlich außer den Datensammlern selbst keiner. Und die reden kaum darüber

Was wir wissen ist, dass keiner dieser Datensammler jemals seine Datenbank verkaufen oder herausgeben würde. Schließlich würde sich niemand freiwillig seiner eigenen Geschäftsgrundlage berauben. Sie können also diesbezüglich recht beruhigt sein und davon ausgehen, dass die Datensammler selbst das Menschenmögliche tun, um die Sicherheit ihrer Datenbanken zu gewährleisten.

Und im Allgemeinen bemerken wir auch die Anwendung dieser Datensammlungen kaum, von personalisierter Werbung vielleicht einmal abgesehen. Was wir bemerken (weil viel darüber berichtet wird), sind eher die Pannen bei der Verarbeitung. Und im Allgemeinen handelt es sich dabei entweder um größere Problem oder um Vorfälle, die einen im ersten Moment etwas schmunzeln lassen.

So hat zum Beispiel Troy Hunt, Betreiber der Sicherheits-Webseite „Have I Been Pwned“ (HIBP) im Januar 2019 eine frei zugängliche Passwortdatei mit Passwörtern von 773 Millionen Online-Konten im Internet gefunden. Ob Ihre Daten auch drinstehen, können Sie übrigens auf der Website „haveibeenpwned.com“ feststellen.

Ebenfalls ein größeres Problem waren die Aktivitäten rund um die Firma Cambridge Analytica, die wohl mit auf Facebook gesammelten Daten beeinflussend in die letzte US-Präsidentenwahl und in die Brexit-Abstimmung eingegriffen hat. Mehr zu diesem Skandal finden Sie bei Interesse in meinem Artikel „Der Skandal um Cambridge Analytica und seine Folgen“.

Gerne kolportiert werden auch Geschichten von teilweise recht absurden Verwechslungen aufgrund von falschen Datenzuordnungen (hauptsächlich durch Behörden). Die meistens zwar lustig zu lesen, für die jeweils Betroffenen aber alles andere als witzig sind.

Und dann gibt es natürlich in den öffentlich zugänglichen Funktionen auch die Werbeplattformen der einzelnen Internet-Konzerne, in denen Sie mühelos nach den von diesen Konzernen zur Verfügung gestellten Kriterien zur Eingrenzung der Zielgruppe suchen können. Bei Facebook und bei Google finden Sie die Information sehr schön aufbereitet in den Hilfeseiten der jeweiligen Anbieter (beispielsweise bei Facebook unter dem Stichwort „Lookalike Audiences“ oder bei Google unter „Zielgruppen in smarten Kampagnen“).

Nicht zu vergessen natürlich das sehr mächtige „Google Trends“, das Ihnen Informationen darüber liefert, wie oft bestimmte Schlüsselwörter, Themen und Phrasen in einem bestimmten Zeitraum in Relation zum totalen Suchaufkommen abgefragt wurden. Die Resultate lassen sich hierbei auf die gesamte Welt oder auf einzelne Regionen beschränken.

Und was kann der Einzelne dagegen tun ?

Jetzt kommen wir zum eigentlich ärgerlichen Teil der Geschichte. Sie können gar nichts dagegen tun. Sobald Sie Online-Dienste benutzen, werden Ihre Bewegungen verfolgt. Und dabei ist es letztendlich völlig egal, ob Sie Anwendungen wie Facebook & Co. benutzen. Irgendjemand wird Ihnen immer folgen und Ihre Daten verwerten.

Selbst wenn Sie alle Datenschutzeinstellungen Ihres bevorzugten Browsers und Ihres Handys nutzen und alle auf dem Markt verfügbaren Datenschutzanwendungen kaufen, gibt es immer noch irgendwo einen findigen Programmierer, der trotzdem noch eine Möglichkeit zur Verfolgung finden wird.

Sicher, sie können sich mit verschiedenen E-Mail-Adressen auf verschiedenen Diensten anmelden, keine Telefonnummer preisgeben, Dienste wie TOR und Verschlüsselung nutzen und tausende von anderen Dingen tun (lesen Sie am besten die einschlägigen Foren für Tipps). Aber bringen wird’s Ihnen außer dem Verzicht auf Komfort nicht besonders viel.

Die einzige gangbare Lösung für absolute Sicherheit könnte nur im kompletten Verzicht auf Internet, Smartphone und elektronische Kommunikation bestehen. Aber so weit würden wohl nur die wenigsten von uns gehen wollen. Und eine besonders intelligente Lösung wär’s auch nicht.

Fazit

Klar, die großen Internet-Konzerne besitzen enorm große Datenmengen über uns alle und stellen damit (mehr oder minder zutreffende) Profile über jeden einzelnen von uns her. Und zwar deswegen, weil sie mithilfe dieser Profile zielgerichtete Werbung verkaufen können.

Das wiederum tun sie deswegen, weil wir als Benutzer Dienste wie Facebook oder Google gratis nutzen möchten und kostenpflichtige Dienste eher nicht akzeptieren. Und weil diese Dienste nun mal irgendwie finanziert werden müssen. Und weil das Ziel eines Unternehmens eben darin besteht, einen Gewinn zu erwirtschaften. Da unterscheiden sich Facebook, Google & Co kaum von klassischen Unternehmen wie BMW oder Mercedes.

Konzerne wie Facebook oder Google haben keinerlei Interesse daran, Daten aus ihren Datenbanken (oder die ganze Datenbank) zu verkaufen. Sicher, sie verkaufen die Ausrichtung einer Werbung an eine bestimmte Zielgruppe, beispielsweise an eine Gruppe von schwangeren Frauen im deutschsprachigen Raum oder an eine Gruppe von motoradfahrenden Menschen. Aber sie werden sicherlich an niemanden Teile dieser Datenbanken verkaufen, weil das nämlich ihr Geschäftsmodell kaputt machen würde.

Deswegen sind Ihre Daten bei Google, Facebook und Co grundsätzlich ziemlich sicher, die Konzerne passen auf ihr eigentliches Kapital nämlich sehr gut auf. Und Konzerne wie Google oder Facebook möchten genauso wie BMW oder Mercedes nur eines, nämlich mit ihren Produkten möglichst viel Geld verdienen.

Außerdem sollten wir auch nicht vergessen, dass wir den weitaus größten Teil der heutigen Informations-Freiheit im Internet genau diesen großen Internet-Konzernen verdanken. Und diese immer wichtigere Freiheit der Informationen ist es ja eigentlich, die das Internet zu dem weltverändernden Instrument machen, dass es heute nun mal ist. Und um dessen möglichst freie, weltweite Nutzung sich gerade Google immer wieder verdient macht.

Aber es gibt noch einen anderen großen Datenkraken in dieser Welt, der vermutlich mehr Daten über uns hortet als irgendeiner der großen Internet-Konzerne. Und das sind die verschiedenen Regierungs-Dienststellen, die sich im Auftrag der jeweiligen Staaten um die Überwachung der Bürger kümmern.

Leider ist hier der Ansatz ein völlig anderer. Den Regierungen und Politikern geht es nicht ums Geldverdienen (von der eigenen Tasche vielleicht einmal abgesehen), sondern um eine möglichst umfassende Kontrolle der Bevölkerung.

Spätestens seit Whistleblowern wie Edward Snowden wissen wir, wie viele Daten staatliche Dienste sammeln und auf welchen Wegen sie das tun. Und weil es hier ausschließlich um Kontrolle geht, sind diese staatlichen Datensammler meiner Ansicht nach viel gefährlicher für unsere Privatsphäre, als Facebook, Google und Co das jemals werden könnten.

Und genau deswegen sollten wir auch jeden Versuch der Einflussnahme der Politik auf Konzerne wie Google oder Facebook sehr genau ansehen. Denn auch hier geht es leider meist nicht um Datenschutz, sondern um Kontrolle. Und in diesem Punkt ist gerade Google der Lieblingsfeind Nummer 1 der Politik.

Denn gerade Google hat der Zensur grundsätzlich den Kampf angesagt, weil sie eine wachsende Gefahr darstellt (und natürlich auch gefährlich für das Geschäftsmodell von Google ist). In wenigen Jahren ist die Zahl der Regierungen, die routinemäßig das Internet zensieren, auf mittlerweile über 40 angestiegen. Vielfach gehören dazu die verschiedenen Dienste von Google ebenso wie Online-Netzwerke wie Facebook oder Twitter, Wikipedia und die Seiten verschiedener Blogger. Mehr Informationen zu diesem Komplex finden Sie bei Wikipedia und bei der OpenNet Initiative.

Und genau deswegen sollten wir vielleicht damit anfangen, Unternehmen wie Facebook und Google nicht nur als große Konzerne, sondern auch als Garanten für die Freiheit des Internets und als Gegenpol für die Kontrollversuche der Regierungen zu betrachten. Das ist zwar sicherlich nicht die ideale Alternative, aber es ist allemal besser als eine vollständige Informationskontrolle durch die Staaten und Politiker dieser Welt.

Facebooken, Tweeten, Googeln und Shoppen Sie also einfach munter weiter. Aber fangen Sie an zu hinterfragen, kontrollieren Sie das, was Ihnen gesagt oder gemailt oder gemessaget wird. Glauben Sie’s nicht einfach nur deswegen, weil es auf Facebook oder Google steht. Denn damit können Sie der Gefahr einer breit angelegten Meinungs-Manipulation durch gezielte Werbung entgehen und die Macht der Datenbanken brechen. Und das Internet weiter wie bisher nutzen.

Mehr zum Thema Meinungs-Manipulation finden Sie bei Interesse übrigens auch in meinen Artikeln „Der Skandal um Cambridge Analytica und seine Folgen“ und „Psychometrie – Die neue Waffe der Politik“.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

Claus Nehring

Ich bin freiberuflicher Autor, Journalist und Texter (aka "Schreiberling") aus Luxemburg. Als Informatiker und Statistiker habe ich jahrelange Erfahrung in der Visualisierung und Modellierung großer Datenmengen. Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Infektionskrankheiten und publiziere Artikel zu diesem Thema, aus verschiedenen anderen Wissenschafts-Bereichen und aus dem Bereich Internet & Gesellschaft,

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