Corona

Die versteckte Pandemie – Long-Covid

Zuletzt aktualisiert am 31. August 2021 von Claus Nehring

Wir alle hoffen, dass um die 70 Prozent der Bevölkerung in Europa spätestens bis zum Herbst durch eine Covid-19-Impfung geschützt werden kann und dass wir dadurch eine weitere Infektionswelle (oder zumindest die schlimmsten Folgen einer solchen) verhindern können. Dieses Ziel ist durchaus realistisch, genügend Impfstoffe sind mittlerweile jedenfalls verfügbar, allenfalls die Impfbereitschaft der Bevölkerung (gerade der jüngeren) lässt noch ein wenig zu wünschen übrig (warum es eine ziemlich schlechte Idee ist, auf die Impfung zu verzichten, können Sie übrigens auch im Artikel Nicht-Geimpfte werden ein paar Nachteile haben vom 9. Juni 2021 nachlesen).

Die europäische Politik hat spätestens seit der Verfügbarkeit hochwirksamer Impfstoffe im Dezember letzten Jahres aus partei- und wirtschaftspolitischen Interessen mehr oder weniger „die Waffen gestreckt“ und die (absehbare) Durchseuchung der ungeimpften (also gerade der jüngeren) Bevölkerungs-Gruppen billigend in Kauf genommen. Dadurch ist Europa aus der Infektionswelle vom Oktober/November letzten Jahres eigentlich nie so recht hinausgekommen, das von der Politik erhoffte „Sommerloch“ ist mehr oder weniger ausgeblieben.

Die direkten Folgen des Auftretens infektiöserer Virus-Varianten bei gleichzeitiger „Durchseuchungspolitik“ sind schon schlimm genug. Europa verzeichnet mehr als die Hälfte der bisherigen 60,7 Millionen Infektionen und 1,2 Millionen Todesfälle seit dem 1 Januar 2021 (Quelle: WHO Dashboard Europa). Da Politik und Gesellschaft offenbar „pandemiemüde“ sind und Einschränkungen kaum durchsetzbar scheinen, wird das wohl auch noch über einige Monate so weiter gehen.

Bei einer weitgehenden Durchimpfung der älteren Bevölkerung werden in den nächsten Monaten allerdings zunehmend jüngere Menschen betroffen sein, von denen ein Teil dann auch einen schweren Krankheits-Verlauf haben wird. Denn die gerne geäußerte Ansicht, dass die Impfungen den Zusammenhang von Infektionen und Klinikeinweisungen „aufbrechen“ würden, ist leider falsch, sie verändern lediglich die Relation zwischen diesen beiden Kennzahlen (bei gleicher Anzahl an Neu-Infektionen wird es im Vergleich zum letzten Jahr weniger schwere Verläufe geben, weil der ältere Teil der Bevölkerung geimpft ist).

Diese direkten Folgen werden wir in den nächsten Monaten in den Griff bekommen. Und zwar entweder, weil immer mehr Menschen eine Immunität entwickeln werden (entweder relativ risikolos durch die Impfung oder ziemlich risikobehaftet durch natürliche Infektion) oder weil sich die europäischen Regierungen aufgrund einer neuen Infektionswelle im Herbst mit zunehmender Klinikbelegung doch wieder zu Eindämmungs-Maßnahmen entschließen.

Aber das alles ist wahrscheinlich noch nicht einmal das eigentliche Problem. Denn wir wissen mittlerweile, dass eine SARS-CoV-2-Infektion weder eine Lungenentzündung noch eine Grippe ist, sondern dass dieses Virus alle Organe im Körper schädigen kann und insbesondere auch das Gefäßsystem des Menschen befällt. Deswegen kann eine Infektion auch bei asymptomatischen und leicht symptomatischen Verläufen zu Langzeitfolgen führen. Und diese Langzeitfolgen, das sogenannte Long-Covid, werden Medizin, Wirtschaft und Gesellschaft wohl noch auf Jahre hinaus beschäftigen und könnten alleine in Europa Millionen von Menschen in Mitleidenschaft ziehen.

In diesem Artikel möchte ich darauf eingehen, was Long-Covid eigentlich ist und was wir bisher darüber wissen bzw. nicht wissen, warum die Studienlage so unklar ist, warum besonders Jugendliche und junge Erwachsene gefährdet sind und welchen Einfluss die Covid-19-Impfung auf die Entwicklung hat.

Was ist Long-Covid?

Viele Menschen, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert waren, leiden auch noch Monate danach an Symptomen wie schneller Erschöpfung und eingeschränkter Leistungsfähigkeit. Diese Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung werden als Long-Covid bezeichnet. Sie betreffen nicht nur an Covid-19 erkrankte Menschen mit einem schweren Verlauf, sondern auch Patienten mit einem leichten bis mittelschweren Verlauf ohne Krankenhausaufenthalt und sogar asymptomatisch Erkrankte.

Am meisten Sorgen bereitet den Wissenschaftlern und Medizinern dabei, dass von Long-Covid auch jüngere und mittelalte Menschen (bis 50 Jahre) betroffen sind, die altersmäßig nicht zu den Covid-19-Risiko-Gruppen gehören und bei denen die Long-Covid-Symptome erst ein bis vier Monate nach der eigentlichen Covid-19-Erkrankung auftreten. Die Altersgruppe also, die aufgrund noch recht niedriger Impfquoten derzeit von vielen Regierungen durch die Lockerungen einer recht ungehinderten Durchseuchung preisgegeben wird (mehr dazu finden Sie auch im Artikel Durchseuchung – Dummheit, Arroganz oder Vorsatz? hier im Blog).

Wir wissen derzeit nicht, wie viele der an Covid-19 erkrankten Menschen an Long-Covid leiden. Verschiedene Studien schwanken zwischen 2 und 50 Prozent, die Studienlage ist sehr ungewiss. Das liegt zum einen daran, dass unter dem Begriff Long-Covid viele verschiedenen Symptome zusammengefasst werden, die sich teilweise möglicherwiese auch anders als durch die vorangegangene Covid-19-Erkrankung erklären lassen (dazu weiter unten mehr). Zum anderen ist noch völlig unklar, welchen Einfluss die gerade grassierende Delta-Variante (B.1.617.2) des SARS-CoV-2-Virus auf den Krankheitsverlauf haben wird.

Eine Covid-19-Erkrankung lässt sich in drei Phasen einteilen. In den ersten vier Wochen einer Erkrankung spricht man von akutem Covid-19, Symptome in einem Zeitraum von vier bis zwölf Wochen werden als anhaltend symptomatisches Covid-19 bezeichnet. Nur Symptome, die während oder nach einer Corona-Infektion auftauchen, mehr als zwölf Wochen anhalten und sich nicht durch eine andere Diagnose erklären lassen, bezeichnet man als Long-Covid-Syndrom.

Viele Patienten berichten nach einer Covid-19-Erkrankung von ausgeprägter Müdigkeit, die über viele Wochen anhält. Dieser anhaltende Erschöpfungszustand wird als Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS) bezeichnet und tritt auch nach anderen Infektionskrankheiten auf. Andere klagen über Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit, Muskelbeschwerden, Kopfschmerzen oder Wechselfieber. Auch neurologische Probleme wie Lähmungserscheinungen, Kopfschmerzen oder Geschmacks- und Geruchsverlust tauchen auf.

Woran das alles liegt, weiß derzeit niemand wirklich. Bei den organischen Problemen ist es noch relativ einfach. Denn wir wissen, dass sich das SARS-CoV-2-Virus nicht nur in der Lunge verbreitet, sondern dass es Langzeitschäden an Geweben und Organen verursacht, die sich über den ganzen Körper verteilen. Von solchen Schäden sind alle Organe betroffen, die ACE2-Zellrezeptoren aufweisen, beispielsweise Lunge, Leber, Niere oder Bauchspeicheldrüse. Wir wissen auch, dass es die Gefäße angreifen kann und dass Long-Covid häufig mit veränderten Blutzellen einhergeht, wobei die Blutkörperchen dann weniger Sauerstoff transportieren.

Etwas schwieriger wird es bei neurologischen Störungen, bei denen nicht klar ist, ob sie direkt durch das Virus oder aber durch entzündliche Prozesse infolge der Infektion entstehen. Jedenfalls scheint sich das Virus den Weg bis in das Gehirn zu bahnen, in der Gehirnflüssigkeit wurde virale RNA jedenfalls bereits nachgewiesen. Die möglichen Folgen sind Gedächtnisverslust, Hirnblutungen oder Schlaganfälle (die amerikanische Seuchenschutzbehörde CDC listet solche Symptome offiziell als häufig auf). Hinzu kommen Konzentrationsstörungen, Gedächtnisverlust und Schlafprobleme.

Anmerkung: Auch bei anderen Atemwegserkrankungen, etwa durch Influenza- oder herkömmliche Coronaviren, sind Langzeitfolgen außerhalb der Lunge und auch neurologische Störungen dokumentiert. Auch neurologische Erkrankungen kommen beispielsweise bei Influenza oder Hepatitis-C vor, bei SARS-CoV-2 scheint das aber häufiger zu passieren.

Mittlerweile mehren sich jedoch die Hinweise, dass es sich bei Long-Covid um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte. Es ist bekannt, dass bei Infektionen das Immunsystem stark aktiviert wird und dsas es dabei zu Überreaktionen kommen kann. Dabei entstehen sogenannte Autoantikörper, die sich nicht gegen das Virus, sondern gegen körpereigene Strukturen richten. Diese Autoantikörper verschwinden normalerweise sehr schnell wieder, bei manchen Infektions-Krankheiten und in manchen Fällen bringt der Organismus die Antikörper nicht wieder unter Kontrolle. In diesen Fällen werden fortgesetzt Autoantikörper gebildet, die dann langfristig Körperfunktionen stören oder Körperzellen zerstören können.

So etwas ist beispielsweise vom ebenfalls durch ein Virus (in diesem Fall das Epstein-Barr-Virus) ausgelöstem Pfeiffer‘schen Drüsenfieber bekannt, das bei rund zehn Prozent der Patienten zu monatelang anhaltenden Beschwerden führt (hauptsächlich Müdigkeit und Erschöpfung). Einer amerikanischen Studie zufolge scheint auch eine Covid-19-Erkrankung die Bildung solcher Autoantikörper auszulösen (mehr zum Thema finden Sie bei Interesse auch in diesem Artikel des Deutschlandfunks und hier in Spektrum der Wissenschaft).

Long-Covid bei Kindern und Jugendlichen

Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang und angesichts einer drohenden Infektionswelle mit der hochansteckenden Deltavariante das durch Long-Covid ausgelöste Risiko für Kinder und Jugendliche, weil es gerade in dieser Altersgruppe weder besonders viele Impfmöglichkeiten noch eine sehr hohe Impfwilligkeit gibt. Aber leider wissen wir über Long-Covid bei Kindern und Jugendlichen nur sehr wenig.

Wir wissen, dass die Beschwerden, die auch nach einer milden oder mittelschweren Infektion auftreten, ziemlich weit reichen können. Das geht von extremer Abgeschlagenheit (Fatigue) bis hin zu Atem- und Kreislaufproblemen, Schlafstörungen oder Schmerzen. Oftmals treten die Beschwerden dabei erst Wochen nach der überstandenen Infektion auf.

Leider ist die Studienlage dazu recht dürftig, die besten Daten dürften derzeit aus Großbritannien stammen. Dort gibt es eine der wenigen großen Studien des Office for National Statistics, bei der rund 400.000 Teilnehmer nach Long-Covid-typischen Symptomen befragt wurden. Da die Forscher die repräsentative Stichprobe in Altersgruppen unterteilten, geben die Daten einen Anhaltspunkt zur Lage der jüngeren Infizierten: Demnach weisen neun bis 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen fünf Wochen nach der Infektion noch mindestens ein Symptom auf (beispielsweise Fatigue, Husten oder Kopfschmerzen). Bei der Kontrollgruppe waren es mit circa zwei Prozent signifikant weniger Personen, die von solchen Symptomen berichteten.

Nun ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass tatsächlich um die zehn Prozent der infizierten Kinder und Jugendlichen ein schweres Long-Covid entwickeln, so etwas müsste mittlerweile aufgefallen sein. Die tatsächliche Zahl dürfte eher bei einem Prozent oder darunter liegen. Und selbst in diesen seltenen Fällen scheint die Wahrscheinlichkeit einer kompletten Erholung sehr hoch zu sein.

Darauf deutet auch eine Studie aus Australien hin. Nach drei bis sechs Monaten berichteten acht Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen, die allesamt asymptomatisch waren oder einen leichten Covid-19-Verlauf hatten, von mindestens einem anhaltenden Symptom wie Husten oder Fatigue. Ein Jahr nach der Infektion zeigte keines der betroffenen Kinder mehr Symptome. Eine weitere auf medRxiv veröffentlichte Studie (Preprint) aus Großbritannien kommt zum Ergebnis, dass nach vier Wochen noch fünf Prozent der positiv getesteten Teenager Long-Covid-Symptome zeigten, bei den Jüngeren zwischen fünf und elf Jahren waren es drei Prozent. Nach acht Wochen litten unabhängig vom Alter nur noch knapp zwei Prozent von ihnen unter Symptomen.

Inwiefern sich diese Studienergebnisse auch auf die derzeit grassierende Delta-Variante übertragen lassen, ist unklar. Momentan sieht es nicht danach aus, als würde diese Variante einen schwereren Verlauf hervorrufen, klar ist allerdings, dass sie erheblich infektiöser als die bisherigen Varianten ist. Das wiederum führt zu einer steigenden Anzahl von Neu-Infektionen (leider gerade auch in den jüngeren, noch ungeimpften Bevölkerungsgruppen) und wird damit letztlich auch zu einer wachsenden Zahl von Menschen mit Long-Covid-Symptomen führen.

Long-Covid und das Chronische-Fatigue-Syndrom

Vieles deutet darauf hin, dass eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus die sogenannte Myalgische Enzephalomyelitis, auch bekannt als Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS), auslösen könnte. Die Bezeichnung Chronisches-Fatigue-Syndrom ist dabei etwas verharmlosend, weil das primäre Symptom der Erkrankung nicht eine anhaltende Müdigkeit (Fatigue) ist, sondern eine ausgeprägte und anhaltende Verstärkung aller Symptome nach geringer körperlicher und geistiger Anstrengung, die als Post-Exertional Malaise (PEM) bezeichnet wird.

Die PEM führt neben der als Fatigue bezeichneten Müdigkeit zu ausgeprägter Schwäche, Muskelschmerzen, grippalen Symptomen und der Verschlechterung des allgemeinen Zustands, die schon nach geringer Belastung wie wenigen Schritten Gehen auftreten. Für Betroffene können bereits kleine Aktivitäten wie Duschen, Kochen oder Einkaufen nahezu unmöglich sein.

Neben PEM können Betroffene unter Symptomen des autonomen Nervensystems (beispielsweise Herzrasen, Schwindel, Benommenheit und Blutdruckschwankungen), immunologischen Symptomen (schmerzhafte und geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen, Atemwegsinfekte, erhöhte Infektanfälligkeit), ausgeprägten Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen sowie massiven Schlafstörungen und neurokognitive Symptome (Konzentrations-, Merk- und Wortfindungsstörungen und Überempfindlichkeit auf Sinnesreize) leiden.

Die Vielzahl der Symptome von ME/CFS und das Fehlen eines Biomarkers bzw. Tests, der ME/CFS eindeutig bestätigen könnte, machen die Diagnose schwierig. Die Einordnung (wie auch bei Long-Covid) kann nur durch eine Ausschlussdiagnose erfolgen, also durch den Ausschluss anderer Krankheiten und anhand eines etablierten Kriterienkatalogs.

Auch die genauen Ursachen der Erkrankung sind bisher noch ungeklärt. Neben anderen Möglichkeiten werden vor allem Infektionen als Auslöser vermutet. Bekannt ist, dass ungefähr 10 Prozent der Menschen, die sich mit dem Epstein-Barr-Virus (dem Auslöser des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers), dem Ross-River-Virus (dass das Ross-River-Fieber auslöst) oder Coxiella burnetti (ein Bakterium, dass das Q-Fieber auslöst) infizieren, eine Reihe von ME/CFS-Symptomen entwickeln.

Eine schon etwas ältere australische Studie von hat 253 Personenuntersucht, die sich mit dem Epstein-Barr-Virus, dem Ross-River-Virus oder Coxiella burneti infiziert hatten. Sechs Monate nach der Infektion berichteten rund 12 % der Teilnehmer von anhaltenden Symptome berichteten, darunter einschränkende Müdigkeit, Muskel-Skelett-Schmerzen, neurokognitive Störungen und Stimmungsschwankungen. Auffällig ist dabei, dass der Anteil der Menschen, die nach einer Infektion mit ME/CFS zu kämpfen hatten, ungefähr der vom ONS in Großbritannien publizierten Long-Covid-Prävalenz entspricht.

Aufgrund der sehr hohen Infektionszahlen wäre es problematisch, wenn das SARS-CoV-2-Virus ME/CFS auslösen könnte. Leider sieht es genau danach aus, zumindest erfüllen viele Menschen mit Long-Covid-Symptomen wohl auch die diagnostischen Kriterien für ME/CFS. Wenn das tatsächlich zutrifft und wenn auch bei diesem Corona-Virus um die 10 Prozent der Infizierten im weiteren Verlauf an ME/CFS erkranken sollten, dann könnten alleine in Europa schon jetzt rund 6 Millionen Menschen betroffen sein, und jede weitere Woche kämen derzeit mehr als 100.000 Betroffene hinzu.

Auf der Website der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC finden Sie einen sehr guten Überblick über ME/CFS. Deutschsprachige Informationen finden sich unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS, beim Fatigue Centrum der Charité Berlin sowie im ME-Blog von Katharina Voss.

Wie viele Menschen sind von Long-Covid betroffen?

Ganz grob lässt sich der Covid- bzw. Post-Covid-Verlauf in drei Gruppen einteilen. Da ist zunächst einmal die überwiegende Mehrheit der Infizierten mit wenigen oder gar keinen Symptomen. Bei diesen Patienten löst eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus allenfalls einen grippeähnlichen Verlauf der Covid-19-Erkrankung aus, sie sind kurz nach der Infektion wieder vollständig gesund. Diese erste Gruppe macht nach derzeitiger Datenlage um die 90 % aller bekannten Infektionen aus.

In der zweiten Gruppe finden sich Patienten mit schwerem, teils lebensbedrohlichem, Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Verglichen mit anderen Infektions- und Lungen-Krankheiten benötigen diese Patienten eine erheblich längere Zeit zur Erholung. Während dieser Rekonvaleszenz-Zeit hat ein großer Teil mit stark eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Nieren- oder Herzproblemen, Problemen in der Atemmechanik und Hyperventilation zu kämpfen. Diese zweite Gruppe dürfte nach derzeitigem Wissensstand rund 2 % der bekannten Infektionen ausmachen.

Die dritte Gruppe, also rund 8 % der Infizierten, macht den Wissenschaftlern derzeit die größten Sorgen, weil sie leicht zu übersehen ist. Es handelt sich hier um Patienten mit einem leichten bis mittelschweren Verlauf ohne Krankenhausaufenthalt, bei einem Teil von Ihnen kommt es ein bis vier Monate nach der eigentlichen Covid-19-Erkrankung wieder zu Symptomen. Im Vordergrund stehen dabei Leistungsminderung durch Einschränkungen der Lungenfunktion und ein Erschöpfungszustand (Fatigue-Symptomatik), aber auch neurologisch-kognitive Einschränkungen wie Wortfindungsstörungen oder Gedächtnisstörungen bis hin zu dementiellen Symptomen und Depressionen (im englischsprachigen Raum wird der Begriff „brain fog“ verwendet, der einen Zustand der leichten „Vernebelung“ bezeichnet).

Problematisch bei allen Studien ist die Schwierigkeit der Einordnung der Long-Covid-Symptome. Denn zum einen lassen sich viele dieser Symptome auch auf andere (beispielsweise psychologische) Einflüsse oder Vorerkrankungen zurückführen. Und zum anderen handelt es sich bei vielen Symptomen um eher leichte Folgeerscheinungen, die größtenteils auch nicht sehr lange anhalten.

Studienergebnisse wie beispielsweise die der sogenannten React-Studie des Imperial College in London (nach der fast 40 Prozent der Infizierten auch drei Monate nach ihrer Infektion mit mindestens einem Symptom zu kämpfen hatten) oder der weiter oben bereits angesprochenen Studie des Office for National Statistics sind daher mit etwas Vorsicht zu genießen (weil sie eben auch viele leichte und vor allem unspezifische Beschwerden beinhalten).

From every version of Covid we’ve ever seen on the planet, we’ve got a rule of thumb that any case of Covid, whether it’s asymptomatic, mild, severe, or hospitalised, incurs a 10 to 20% risk of developing long Covid, and we haven’t seen any exceptions to that.

Danny Altmann, Professor für Immunologie, Imperial College London, im Guardian

Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass mehr als 10 Prozent der mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierten Menschen Long-Covid-Symptome entwickeln. Bei einem Großteil dieser Patienten sind das (wie oben schon gesagt) eher leichte Symptome, die nach einer Weile wieder verschwinden. Aber bei einem Teil dieser Patienten sind die Long-Covid-Symptome ernst genug, um den Alltag erheblich zu beinträchtigen (in einer aktuellen britischen Studie war dies bei 1,2 % der 20-Jährigen und 4,8 % der Personen mittleren Alters, die für die Studie befragt wurden, der Fall).

Letztlich werden wir davon ausgehen müssen, dass zwischen 1 und 1,5 Prozent der mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierten Menschen mit lange anhaltenden oder sogar chronischen Symptome aufgrund von Long-Covid werden leben müssen. Da die Covid-19-Impfung auch die Wahrscheinlichkeit von Long-Covid um rund ein Drittel verringert, dürfte diese Zahl eher noch etwas nach unten tendieren, eine Annahme von einem Prozent der Infizierten erscheint aber realistisch (mit zunehmendem Alter eher etwas mehr) und deckt sich auch mit den bisherigen klinischen Erfahrungen vieler Länder.

In Prozenten ausgedrückt erscheint das auf den ersten Blick eher vernachlässigbar zu sein, in absoluten Zahlen stellt sich das leider ein wenig anders dar. Nach den bisher nachgewiesenen Infektionen wären demnach in Luxemburg schon jetzt um die 700 Menschen von lange anhaltenden oder chronischen Folgen einer Covid-19-Erkrankung betroffen (in Deutschland wären das rund 37.000 Menschen).

Selbst wenn die momentan in ganz Europa grassierende Delta-Variante des SARS-CoV-2-Virus nichts an der Schwere der Erkrankung verändert (was ziemlich wahrscheinlich ist), so ist sie doch deutlich infektiöser als die bisherigen Varianten. Und da wir in Europa eher auf eine Durchseuchung der jüngeren Bevölkerungs-Gruppen zu setzen scheinen, sollten wir eine Tatsache nicht aus den Augen verlieren. Derzeit (Stand: 7. August 2021, Quelle ECDC) sind hierzulande gut 282.000 Menschen noch nicht vollständig durch eine Impfung geschützt. Von diesen sind rund 175.000 im Alter zwischen 10 und 49 Jahren (diese Personen haben entweder eine erste Impfdosis erhalten, noch kein Impfangebot wahrgenommen oder bereits eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden).

Der größte Teil der gut 44.000 Menschen, die hierzulande auf die Zweitimpfung warten, dürfte aus dieser Altersgruppe kommen. Nehmen wir also einmal an, dass 40.000 Menschen zwischen 10 und 49 Jahren auf die Zweitimpfung warten und dass weitere 10 % der noch Ungeimpften, also weitere 17.500 Menschen, bereits eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden haben. Wenn wir nun von den 175.000 ungeimpften Personen zwischen 10 und 49 Jahren diejenigen abziehen, die schon eine erste Impfdosis bekommen haben (40.000) und die die schon einmal infiziert waren (17.500), dann verbleiben 117.500 Menschen übrig, die über keinerlei Immunschutz verfügen und sich in den nächsten Wochen und Monaten entweder impfen lassen oder sich (zumindest ist das sehr wahrscheinlich) mit dem SARS-CoV-2-Virus infizieren werden.

Falls diese 117.500 Menschen zwischen 10 und 49 Jahren auf die Impfung verzichten, werden wenigstens 1.200 von ihnen im Krankenhaus landen und mindestens weitere 1.200 riskieren lang andauernde gesundheitliche Probleme durch Long-Covid.

Gerade jüngere Menschen sollten sich deshalb jetzt dringendst die Frage stellen, ob sie dieses Risiko tatsächlich eingehen möchten oder ob eine Impfung nicht vielleicht doch die vernünftigere Lösung darstellt.

Die weiteren Folgen von Long-Covid

Long-Covid beeinträchtigt die körperliche und geistige Gesundheit der Menschen und damit natürlich auch ihre Arbeitsfähigkeit. Damit hat Long-Covid nicht nur Folgen für die betroffenen Menschen, sondern auch für das Gesundheitswesen und die Wirtschaft. Für endgültige Schlussfolgerungen ist es sicherlich zu früh, aber die bisherigen Daten deuten darauf hin, dass Long-Covid Auswirkungen auf alle Facetten der Gesellschaft haben wird.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Long-Covid hindert Menschen daran, zur Arbeit zu kommen und ihre Arbeit zu erledigen. Eine Studie aus Frankreich, bei der 150 Patienten mit milden klinischen Verläufen zwischen März und Juni 2020 verfolgt wurden, zeigte, dass 11 Prozent von ihnen noch 60 Tage nach der Erkrankung im Krankenstand waren. In einer Online-Befragung von 3.762 Personen mit Long-Covid-Symptomen aus 56 Ländern wurde festgestellt, dass noch 6 Monate nach der Erkrankung 45,2 Prozent der Befragten einen reduzierten Arbeitszeitplan benötigten und dass 22,3 Prozent aufgrund ihres Gesundheitszustands nicht erwerbstätig waren.

Ganz ähnlich stellt sich die Situation in Großbritannien dar. Eine Studie über die 12-monatigen Erfahrungen von 1.325 unter Long-Covid leidenden Personen ergab, dass weniger als die Hälfte der Beschäftigten sich nach 6 bis 12 Monaten zu Vollzeit-Arbeit in der Lage fühlten. Sowohl bei hospitalisierten als auch bei nicht-hospitalisierten Patienten traten signifikante und anhaltende Symptome auf, die einen Behandlungsbedarf nahelegen.

Auswirkungen auf die Gesundheits-Systeme

Long-Covid birgt zwei Risiken für die Gesundheitssysteme. Das erste liegt in einer Überlastung der Gesundheits-Systeme durch Long-Covid-Patienten, die teilweise eine monatelange Behandlung benötigen. Denn wir haben zwar einen guten Fortschritt bei den Impfungen älterer Menschen erzielt, bei jüngeren Menschen bis zu 49 Jahren sieht es mit dem Impf-Fortschritt (und der Impfwilligkeit) aber noch deutlich schlechter aus. Und auch diese jüngeren Patienten haben schwere Verläufe, auch wenn es bei ihnen seltener vorkommt.

Und auf monatelange multidisziplinäre Behandlungen einer Vielzahl von Patienten (genau das könnte durch Long-Covid passieren) ist kein Gesundheits-System dieser Welt vorbereitet. In einem solchen Fall könnte es zu erheblichen und lange andauernden Wartezeiten für die Behandlung anderer Erkrankungen (Krebs, Operationen usw.) kommen.

Eine recht interessante und sehr umfangreiche Analyse der Krankenversicherungs-Akten von fast 2 Millionen Amerikanern hat beispielsweise ergeben, dass gut 23 Prozent der Patienten einen Monat oder länger nach ihrer Infektion eine medizinische Behandlung wegen neuer Erkrankungen benötigten, die sie vor der Ansteckung mit dem Virus nicht hatten. Betroffen waren dabei alle Altersgruppen und auch Personen mit leichten oder asymptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen. Die Aufteilung der Personen mit Long-Covid-Symptomen war dabei wie folgt:

  • 18,95 % der asymptomatischen Verläufe hatten mindestens ein Long-Covid-Symptom,
  • 27,48 % der leicht symptomatischen Verläufe und
  • 49,98 % der schwereren (hospitalisierten) Verläufe.

Die häufigsten neuen Gesundheitsprobleme waren dabei Schmerzen, Atembeschwerden, Unwohlsein und Müdigkeit, dazu kamen Symptome wie Migräne, Hautprobleme, Herzanomalien, Schlafstörungen und psychische Erkrankungen wie Angstzustände und Depressionen.

Das zweite Risiko für die Gesundheitssysteme ist die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen, die selbst Long-Covid haben und infolgedessen nicht arbeiten können. In Großbritannien steht das Gesundheits-System deswegen bereits unter erheblichem Druck, da laut Zahlen des NHS mindestens 122.000 NHS-Mitarbeiter an Long-Covid leiden.

Laut einem Bericht des Guardian ist die Patientenversorgung besonders betroffen, weil viele der von Long-Covid-Symptomen betroffenen Mitarbeiter ihre Aufgaben nur noch teilweise oder gar nicht mehr wahrnehmen können. Andrew Goddard, Präsident des Royal College of Physicians, gab bekannt, dass im Februar 2021 mehr NHS-Mitarbeiter mit Long-Covid-Symptomen arbeitsunfähig waren als mit akuten Covid-19-Infektionen.

In anderen Ländern stellt sich die Situation durchaus ähnlich dar. In der schon oben erwähnten französischen Studie war die Hälfte der Befragten, die auch mehr als 60 Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch krankgeschrieben waren, im Gesundheitswesen tätig.

Verschlimmerung psychischer Probleme

Wie viele Menschen mit chronischen Krankheiten wissen, kann eine lang andauernde Erkrankung die psychische Gesundheit und das emotionale Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Long-Covid ist da keine Ausnahme. Zusätzlich zu den Herausforderungen im Umgang mit einer Erkrankung, über die wir noch nicht allzu viel wissen, können viele Long-Covid-Symptome den Betroffenen Änderungen des Lebensstils aufzwingen. Dazu kommt noch, dass das Krankheitsbild von Long-Covid sehr vielfältig und noch relativ unerforscht ist, vielen Betroffenen wird daher die Erkrankung von Angehörigen der Gesundheitsberufe, Freunden, Familie oder Arbeitgebern nicht so recht geglaubt.

Eine im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte Studie hebt mehrere Hauptgründe hervor, warum Long-Covid einen solchen Einfluss auf die psychische Gesundheit hat:

  • Die Herausforderung, den Umgang mit drastisch reduzierten körperlichen Funktionen zu lernen, verstärkt durch die kognitiven und psychologischen Auswirkungen von Long-Covid
  • Die Unfähigkeit, Ratschläge für körperliche Aktivitäten zu finden, die auf die Erkrankung angemessen zugeschnitten sind
  • Die Schwierigkeit, die eingeschränkte Funktion (wenn auch nur vorübergehend) zu akzeptieren, und die Angst vor einer dauerhaften Einschränkung der körperlichen und kognitiven Fähigkeiten

Staatliche Reaktionen auf Long-Covid

Die Politik in den europäischen Ländern reagiert etwas zwiespältig auf die Bedrohung durch Long-Covid. Einerseits wird die Durchseuchung jüngerer Menschen durch möglichst umfassende Lockerungen bewusst in Kauf genommen, um die Wirtschaft zu unterstützen. Andererseits werden überall Strukturen aufgebaut, um Long-Covid-Patienten auch in großer Zahl adäquat betreuen zu können.

In Luxemburg gibt es seit dem 1. August ein Pilotprojekt zur Behandlung und Erforschung von Long-Covid, das auf zunächst einmal sechs Monate ausgelegt und mit einem Budget von einer Million Euro ausgestattet ist. An dem Pilotprojekt sind das Centre Hospitalier de Luxembourg, das Rehazenter in Kirchberg und die Domaine Thermal in Mondorf beteiligt. Ziel ist die Zusammenarbeit aller Fachgebiete, damit die betroffenen Patienten möglichst optimal behandelt werden können. Weitere Informationen zu diesem Pilotprojekt finden Sie bei Interesse beispielsweise hier bei der luxemburgischen Regierung, hier im Tageblatt oder hier im Luxemburger Wort.

In Großbritannien befassen sich die Behörden schon deutlich länger mit der Problematik. Im Oktober 2020 wurde vom National Health Service (NHS) eine erste Finanzierung von Long-Covid-Kliniken von 10 Millionen Pfund angekündigt, seit Dezember 2020 gibt es Behandlungs-Empfehlungen und Statistiken zu Long-Covid. Seit Februar 2021 werden Forschungen zu Long-Covid vom britischen Gesundheitsministerium mit zusätzlichen 18,5 Millionen Pfund unterstützt, im März 2021 kamen noch einmal 20 Millionen Pfund an Forschungsgeldern durch das National Institute for Health Research (NIHR) hinzu. Laut einem Bericht von Sky News gibt es derzeit 83 auf Long-Covid spezialisierte Kliniken in Großbritannien, die mit einem Kostenaufwand von 34 Millionen Pfund aufgebaut wurden. Die Finanzierung dieser Zentren ist derzeit bis April 2022 gesichert, man geht aber davon aus, dass sie bedeutend länger gebraucht werden und dass weitere Behandlungs- und Diagnostik-Zentren benötigt werden.

Im Juni 2021 wurden durch den NHS weitere 100 Millionen Pfund für die Long-Covid-Betreuung und -Forschung bereitgestellt. Teil dieses Projekts ist die Einrichtung von 15 neuen pädiatrischen Zentren zur Betreuung von Kindern mit Long-Covid.

In Deutschland wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Ende Mai 2021 Mittel in Höhe von 5 Millionen Euro für die Förderung der Forschung zu Long-Covid bereitgestellt. Auf Long-Covid spezialisierte Kliniken gibt es bislang nicht, einige Klinikbetreiber haben aber aus eigener Initiative heraus auf Long-Covid spezialisierte Abteilungen geschaffen (eine Liste gibt es hier auf der Website von LONG COVID DEUTSCHLAND).

Die Forschung zu Long-Covid wird in Deutschland hauptsächlich von einigen Universitätskliniken betrieben, eine ständig aktualisierte Liste findet sich hier.

Italien hat im Juni Mittel in Höhe von 50 Millionen Euro für die Behandlung von schätzungsweise 164.000 Menschen mit Long-Covid bereitgestellt. Damit sollen bis Ende 2023 regelmäßige Kontrolluntersuchungen von Organen von Patienten unterstützt werden. Die Förderung ist Teil einer umfassenderen Strategie zur Erforschung der langfristigen Auswirkungen des Virus.

In den USA ist Long-Covid ebenfalls seit einigen Monaten ein Thema. Nach einem Bericht von NBC News vom März 2021 gab es zu diesem Zeitpunkt rund 80 Klinken in den USA, die auf Long-Covid spezialisierte Abteilungen geschaffen haben, mittlerweile dürften es deutlich mehr sein (eine Übersichtskarte findet sich beispielsweise hier). Spezialisierte Kliniken für Kinder mit Long-Covid gibt es hingegen nach einem aktuellen Bericht von US News nur sehr eingeschränkt.

Der amerikanische Kongress hat bereits im Dezember 2020 Mittel in Höhe von 1,15 Milliarden US-Dollar bereitgestellt, um ein auf vier Jahre angelegtes Programm des National Institute of Health (NIH) zur Erforschung von Long-Covid zu finanzieren. Nach einem aktuellen Bericht von TIME besteht eine der Hauptsorgen darin, dass die Folgen von Long-Covid die amerikanische Invaliditäts-Versicherung überfordern könnte, die derzeit 8,1 Millionen behinderte Arbeitnehmer und 1,4 Millionen ihrer Familienangehörigen unterstützt.

Dies waren nur ein paar Beispiele für Länder, die die Bedrohung durch Long-Covid sehr ernst nehmen und dementsprechend erhebliche Mittel in Forschung und Behandlung investieren, entsprechende Programme und Vorhaben gibt es in auch in vielen weiteren Ländern.

Geflissentlich übersehen wird dabei, dass erst das Agieren (bzw. Nicht-Agieren) der Regierungen seit Dezember letzten Jahres erst dazu geführt hat, dass sich die Varianten von Alpha bis Delta nahezu ungebremst ausweiten konnten. Und dass die Lockerungen der letzten Wochen und Monate (gerade in den europäischen Ländern) dazu geführt haben, dass der jüngere, größtenteils noch ungeimpfte Teil der Bevölkerung derzeit mit einem Virus „durchseucht“ wird, dessen langfristige Auswirkungen wir längst noch nicht kennen.

Was jetzt passieren sollte

Ganz allgemein ist es durchaus zu begrüßen, dass viele Regierungen die durch Long-Covid bevorstehenden Probleme endlich ernst nehmen. Noch besser wäre es allerdings, wenn diese Regierungen gerade jetzt in den Sommermonaten dafür sorgen würden, dass die Inzidenz sinkt und es möglichst wenige (durchaus vermeidbare) Neu-Infektionen gibt.

Der Weg zur Lösung ist jedenfalls klar vorgezeichnet: wir brauchen weltweite Impfprogramme, die die Bedrohung durch das SARS-CoV-2-Virus für einen Großteil der Weltbevölkerung verringern können. Wenn wir das nicht schnellstmöglich erledigen, werden wir uns mit neuen Varianten konfrontiert sehen, die dann auch durchaus unseren Impfschutz wieder in Frage stellen können. Und solange wir keine hinreichende Impfquote bei der jüngeren Bevölkerung erreichen, werden wir auch weiterhin Einschränkungen bei Kontakten und Hygienemaßnahmen brauchen.

Vaccinating the world in the coming year is a critical task, not just to avoid excess deaths but to avoid lasting health impacts on those who get the virus.

Tim Spector, Professor of Genetic Epidemiology, King’s College London, Quelle

Die Weltgesundheits-Organisation WHO hat übrigens die Länder der Welt schon im Februar 2020 in einem Statement dazu aufgefordert, Long-Covid als Erkrankung anzuerkennen und Forschungs-, Behandlungs- und Rehabilitierungs-Möglichkeiten zu schaffen. Auch in diesem Statement wird davon ausgegangen, dass Long-Covid mehr als 10 Prozent der Infizierten betreffen könnte.

Denn wir wissen zwar schon recht viel über Long-Covid, aber längst noch nicht genug. Um die offenstehenden Fragen zu beantworten, werden wir in den nächsten Jahren weiter in die Forschung investieren müssen. Denn wir müssen ein paar Dinge wissen:

  • Wie lässt sich Long-Covid weltweit einheitlich definieren (welche Symptomen und welche Symptomdauer)?
  • Wie viele Menschen sind weltweit von Long-Covid betroffen?
  • Wie wirkt sich Long-Covid auf Kinder aus und wie viele Kinder sind betroffen?
  • Wer ist überhaupt gefährdet und warum sind manche Personen stärker gefährdet als andere?
  • Was ist der beste Behandlungsansatz?
  • Welche Auswirkung hat die Impfung auf Personen mit bestehenden Long-Covid-Symptomen?
  • Welche Long-Covid-Symptome lassen sich eventuell auch auf andere Ursachen zurückführen?
  • Wie kann Long-Covid möglichst weltweit überwacht werden und welche Daten sind für diese Überwachung notwendig?
  • Wie können wir unsere Gesundheits-Systeme auf die Herausforderungen vorbereiten, die mit Long-Covid auf uns zukommen?

Vor allem aber müssen wir uns klarmachen, dass Long-Covid ein ernsthaftes globales Problem darstellt. Deswegen brauchen wir jetzt ein entschlossenes globales Handeln, um uns dieser Herausforderung stellen und die Folgen beherrschen zu können. Der Zeitpunkt zum Handeln ist jetzt!

Impfstoffe und Long-Covid

Die aktuell in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffe (und zwar alle) spielen eine ganze Reihe verschiedener Rollen. Zunächst einmal minimieren sie die Folgen einer eventuellen Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus für die geimpfte Person, schwere Verläufe werden nahezu vollständig ausgeschlossen. Daneben verringern sie die Übertragbarkeit des Virus nach aktuellen Studien um nahezu 70 % und schützen damit auch das Umfeld geimpfter Menschen.

Außerdem, und das ist im Zusammenhang mit Long-Covid vielleicht sogar noch wichtiger, verringern sie im Falle einer Infektion die Long-Covid-Symptome erheblich und können, zumindest nach den Ergebnissen einiger kleinerer Studien, sogar bereits bestehende Long-Covid-Symptome lindern.

Die Studienlage zur Auswirkung der Covid-19-Impfung auf die Möglichkeit einer Long-Covid-Erkrankung ist recht gut. Wir wissen mittlerweile aus diesen Studien, dass bei Impfdurchbrüchen die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs sehr gering ist. Und wir wissen auch, dass nach vollständiger Impfung auch leichtere langanhaltende Symptome signifikant schneller zurückgehen.

Etwas anders sieht es derzeit bei der Auswirkung der Impfung auf bereits vorhandene Long-Covid-Symptome aus, hier ist die Datenlage noch sehr dünn. Trotzdem gibt eine kleine (noch nicht begutachtete) Studie ebenso wie klinische Resultate aus vielen Ländern durchaus Anlass zur Hoffnung. Die britische Interessenvertretung LongCovidSOS hat in Zusammenarbeit mit den Universitäten von Exeter und Kent im März 2021 eine Umfrage gestartet, um festzustellen, wie Menschen mit Long-Covid auf Covid-19-Impfstoffe reagieren. Die Reaktionen von etwas mehr als 800 Personen, die mit mindestens einer Dosis geimpft worden waren, wurden analysiert, um die Auswirkungen der verschiedenen Impfstoffe auf 14 häufige Long-Covid-Symptome zu bestimmen. Eine Analyse der Ergebnisse dieser Umfrage zeigte, dass 56,7 Prozent der Befragten eine allgemeine Verbesserung der Symptome verzeichneten, 24,6 Prozent gaben keine Veränderung der Symptome und 18,7 Prozent eine Verschlechterung an.

Anmerkung: Es handelt sich hier um eine selbstberichtete Umfrage mit Teilnehmern, die über soziale Medien rekrutiert wurden, mehr als 80 Prozent der Befragten waren weiblich und über 90 Prozent weiß. Darüber hinaus gab es keine Kontrollgruppe. Die Ergebnisse können daher allenfalls ein Hinweis sein und sind sicher für keine Bevölkerungsgruppe repräsentativ.

Impfungen bei Kindern und Jugendlichen

Momentan stellt sich die Frage nach einer Covid-Impfung für Kinder bis zu 12 Jahren gar nicht erst, weil es in der EU keinen zugelassenen Impfstoff für sie gibt. Eigentlich sollten entsprechende Zulassungs-Studien im September verfügbar sein, aktuell sieht es aber danach aus, als würden sich diese Studienergebnisse um zwei bis drei Monate verzögern. Eine Impfstoff-Zulassung für unter 12-jährige ist in der EU damit vor November/Dezember recht unwahrscheinlich geworden.

Allerdings ist das vermutlich kein besonders großes Problem. Denn wir wissen einerseits mittlerweile aus Studien, dass das Risiko einer Covid-19-Erkrankung für Kinder bis zu 12 Jahren sehr gering und das Risiko für einen schweren Verlauf noch einmal deutlich geringer ist. Und andererseits ist auch klar, dass eine Herdenimmunität mit den derzeit verfügbaren Impfstoffen und den aktuell grassierenden Varianten sowieso nicht möglich sein wird. Wir werden SARS-CoV-2 also nicht ausrotten können, dieses Virus wird in den nächsten Jahren endemisch werden.

Etwas anders sieht es bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren aus. Zwar ist bei diesen das Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung immer noch erfreulich gering, das Risiko für eine Long-Covid-Erkrankung ist allerdings sehr real (besonders übrigens bei Frauen, die für Autoimmunerkrankungen anfälliger sind) und nimmt mit zunehmendem Alter noch deutlich zu.

Da für diese Altersgruppe zugelassene Impfstoffe zur Verfügung stehen, stellt sich die Frage nach der Risikoabwägung. Denn es gibt Impf-Nebenwirkungen, die sich nicht wegdiskutieren lassen, auch wenn sie sehr selten auftreten und gut behandelbar sind (bei den mRNA-Impstoffen hauptsächlich Myokarditis, bei den Vektor-Impfstoffen die Hirnvenenthrombosen).

Allerdings – und es ist wichtig, sich das immer wieder klarzumachen – treten diese bei der Impfung sehr seltenen Nebenwirkungen im Falle einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus ebenfalls auf, und zwar deutlich häufiger. Außerdem wird das Infektionsrisiko für Kinder und Jugendliche nach den Sommerferien bei der aktuellen Verbreitung der Delta-Variante noch einmal deutlich ansteigen (besonders, wenn auf Eindämmungs-Maßnahmen verzichtet wird). Damit wird in den nächsten Monaten das Risiko für ungeimpfte Kinder und Jugendliche deutlich höher als für geimpfte sein.

Für die europäische Gesundheitsbehörde EMA und deren amerikanisches Pendant CDC überwiegt deswegen der Nutzen der Impfungen deutlich die Risiken eventueller Nebenwirkungen (zumal diese Nebenwirkungen mittlerweile gut erforscht und ebenso gut behandelbar sind), deswegen wird die Impfung für jede Altersgruppe ab 12 Jahren empfohlen.

Warum Sie sich und Ihre Kinder unbedingt impfen lassen sollten

Und dieser Empfehlung sollten Sie und Ihre Kinder auch unbedingt folgen. Und zwar aus mehreren Gründen:

  1. Die Risiko-Nutzen-Abwägung von EMA und CDC bezieht sich auf die direkten Folgen einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus. Schon auf Basis dieser Daten ist der Nutzen der Impfung größer als die Risiken der sehr seltenen Nebenwirkungen. Wenn man die möglichen langfristigen Schäden von Long-Covid berücksichtigt, erhöht sich der Nutzen der Impfung noch einmal erheblich.
  2. Es geht hierbei nicht um das Erreichen der Herdenimmunität, sondern um den Eigenschutz vor einem Virus, das endemisch werden wird. Das wiederum bedeutet, dass uns dieses SARS-CoV-2-Virus noch jahrelang begleiten wird und dass sich jeder, der sich nicht impfen lässt, unweigerlich damit infizieren wird.
  3. Der richtige Zeitpunkt für die Impfung ist jetzt! Denn Sie sollten damit rechnen, dass eine vollständige Immunität erst ungefähr 6 Wochen nach der Erstimpfung erreicht wird (4 Wochen Abstand zwischen den zwei Impfungen plus 2 Wochen nach der zweiten Impfung, bis ein vollständiger Immunschutz besteht). Wenn Sie also bis zum Schulbeginn einen halbwegs vernünftigen Immunschutz aufbauen möchten, dann sollten Sie keinen Tag länger warten.
  4. Tatsächlich ist die Gefahr einer SARS-CoV-2-Infektion derzeit noch erheblich größer, als aus den Zahlen hervorgeht. Denn in diesen Zahlen ist die aktuell grassierende und erheblich infektiösere Delta-Variante kaum berücksichtigt. Sie können davon ausgehen, dass sich diese Variante derzeit ziemlich ungebremst in der Bevölkerung verbreitet, die Ansteckungsgefahr für jeden einzelnen von uns wird deswegen von Tag zu Tag größer. Und das gilt leider gerade für jüngere Menschen, da der Anteil vollständig geimpfter Menschen in den jüngeren Altersgruppen noch nicht sehr hoch ist und sich die Delta-Variante durch die erste Impfdosis kaum ausbremsen lässt.

Eines jedenfalls ist sicher: wenn schon Profi-Sportler wie Lewis Hamilton (und er ist bei weitem nicht der einzige, siehe Links unten) langfristig mit Long-Covid-Symptomen zu kämpfen haben und nicht mehr die gewohnte Leistungsfähigkeit erreichen, dann sollte niemand davon ausgehen, dass es sich hier um eine Lappalie handelt. Und der einzige Schutz davor besteht in der Covid-19-Impfung.

Fazit

Long-Covid ist bisher nicht ausreichend erforscht. Aber es wäre durchaus möglich, dass die direkten Folgen einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus gegenüber den langfristigen Folgen noch das kleinere Problem darstellen.

Falls sich die aktuellen Studienergebnisse erhärten und tatsächlich mehr als 10 Prozent aller Infizierten Long-Covid-Symptome entwickeln sollten und falls diese Symptome tatsächlich bei mehr als 1 Prozent aller Infizierten zu langanhaltenden und ernsthaften gesundheitlichen Einschränkungen führen sollten, dann stehen wir vor einem gravierenden Problem.

Denn Politik und Gesellschaft haben sich offenbar mit dem Beginn der Impfungen vom Gedanken an Eindämmungs-Maßnahmen verabschiedet und dabei etwas übersehen oder verdrängt. Nämlich die einfache Tatsache, dass die Bevölkerungsgruppe zwischen 15 und 49 Jahren sozial sehr aktiv ist und dass ein Großteil dieser Menschen noch keinen vollständigen Impfschutz hat (alleine in Luxemburg betrifft das derzeit knapp 145.000 Menschen).

Die Durchseuchung dieser jüngeren Menschen mag im Hinblick auf Klinikauslastung und schwere Verläufe ein akzeptables Risiko darstellen (wobei man eine solche Durchseuchung aus ethischer Sicht durchaus hinterfragen kann und sollte, mehr dazu finden Sie auch im Artikel Durchseuchung – Dummheit, Arroganz oder Vorsatz? hier im Blog). Wenn allerdings das Risiko besteht, dass mehr als eine von hundert Personen an Spätfolgen einer SARS-CoV-2-Infektion leiden könnte, dann sollte man eine solche Vorgehensweise als bedenklich einstufen.

Glücklicherweise haben wir eine ziemlich wirkungsvolle Waffe gegen Long-Covid, nämlich die Covid-19-Impfung. Und deswegen sollte sich jeder von uns (und das betrifft gerade die Jüngeren) ein paar Dinge klarmachen, wenn es um die Impfung geht.

  1. Es geht bei der Entscheidung für oder gegen eine Impfung nicht mehr um den Schutz der Gesellschaft, sondern um den Eigennutz. Für die Bevölkerungs-Immunität ist es relativ gleichgültig, ob eine einzelne Person aufgrund der Impfung oder aufgrund einer natürlichen Infektion eine Immunität aufbaut.
  2. Für die jeweilige Person macht das hingegen einen ziemlich großen Unterschied. Die möglichen direkten Folgen einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus dürften mittlerweile allgemein bekannt sein, ebenso bekannt ist die Tatsache, dass sie bei jüngeren Menschen meist nicht enorm ernst sind. Nachdem aber immer mehr über die möglichen unangenehmen Spätfolgen einer Infektion (auch und gerade für Jüngere) bekannt wird, verändert sich auch die Basis für die individuelle Impfentscheidung. Mittlerweile sollte eigentlich jedem klargeworden sein, dass die Risiken der Impfung in jeder Altersgruppe deutlich geringer als die einer natürlichen Infektion sind.
  3. Alleine in Europa wurden in den letzten gut 8 Monaten knapp 480 Millionen Impfdosen verabreicht, weltweit waren es knapp 4 Milliarden. Auf der Basis bisheriger Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass bei dieser Menge an Impfungen auch extrem seltene Nebenwirkungen hätten auffallen müssen (und das gilt auch für die gerne als Argument herangezogenen „Langzeitfolgen“, wie der Molekularbiologe Martin Moder in diesem Video erklärt). Schon die bereits bekannten direkten Folgen einer eventuellen Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus sind deutlich gravierender, die bisher bekannten Langzeitfolgen sind es ebenfalls.
  4. Es mag durchaus sein, dass manche Menschen dieser Argumentation nicht folgen und den Nutzen der Impfung weiterhin infrage stellen. Aber die Mehrheit tut das nun einmal nicht, und deswegen wird es über kurz oder lang ein paar Einschränkungen für nicht geimpfte Menschen geben. Nicht, um die persönlich Freiheit Nicht-Geimpfter zu beschneiden, sondern um die persönliche Entscheidungsfreiheit der Geimpften zu respektieren. Und das wird dazu führen, dass ungeimpfte Menschen an manchen Orten, seien es nun Hotels, Restaurants, Flugzeuge oder ganze Länder, nicht mehr willkommen sein werden.

Anmerkung: Hier finden Sie übrigens auch ein sehr gutes Video des Wissenschafts-Journalisten Ranga Yogeshwar, in dem er noch einmal zusammenfasst, warum es nicht sehr sinnvoll ist, auf die Impfung zu verzichten. Und hier gibt es ein Video des deutschen Facharztes für Innere Medizin Dr. Janos Hegedüs, in dem er die fehlerhaften Argumente von Prof. Bhakdi aus dessen letztem Video vom 03.08.2021 kritisch überprüft und widerlegt.

Wir werden in den nächsten Monaten durch die Wissenschaft immer mehr Informationen über die Spätfolgen von Corona-Infektionen bekommen und wir werden demnächst auch wissen, ob und wie sich die aktuellen Varianten auf das Risiko dafür auswirken. Und wir wissen auch, dass wir erst dann zu einer dauerhaften Normalität zurückkehren können, wenn ein großer Teil der Weltbevölkerung eine Immunität gegen dieses SARS-CoV-2-Virus aufgebaut hat, sei es nun durch eine Impfung oder durch eine natürliche Infektion.

Wir haben in Europa das große Glück, dass wir über genügend Impfstoffe verfügen. Dieses Glück sollten wir ausnutzen. Deswegen sollte sich jeder impfen lassen, um sich selbst zu schützen (und das kann nahezu jeder, es gibt nur sehr wenige medizinische Kontraindikationen). Und zwar idealerweise nicht morgen, sondern am besten noch heute!

In eigener Sache: Wenn Ihnen dieser Artikel gefällt, dann können Sie mir das Schreiben und Recherchieren gerne mit einem Kaffee oder einer kleinen Spende versüßen. Eine Möglichkeit dazu finden Sie auf der Seite Buy me a coffee.

Wie denken Sie darüber? Haben Sie Anmerkungen oder andere Ideen zu diesem Thema? Oder sehen Sie es ganz anders? Schreiben Sie es mir in den Kommentaren.

Quellen und Links (alphabetisch sortiert)

Claus Nehring

Ich bin freiberuflicher Autor, Journalist und Texter (aka "Schreiberling") aus Luxemburg. Als Informatiker und Statistiker habe ich jahrelange Erfahrung in der Visualisierung und Modellierung großer Datenmengen. Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Infektionskrankheiten und publiziere Artikel zu diesem Thema, aus verschiedenen anderen Wissenschafts-Bereichen und aus dem Bereich Internet & Gesellschaft,

2 Kommentare

  1. Hallo Herr Nehring,

    Chronic Fatigue Syndrome (CFS) dient leider der Ignorierung, Bagatellisierung & Psychiatrisierung von Myalgischer Enzephalomyelitis.
    ME ist seit 1969 von der WHO als neurologische Krankheit eingestuft.
    Das Kardinalsymptom der ME ist die so genannte PENE, Neuroimmune Entkräftung nach Belastung.
    Durch das CFS hat sich die Versorgungslage von ME-Patienten verschlechtert.
    ME wird nicht gelehrt und alle meinen, wegen CFS, die Betroffenen seien müde.
    Dabei ist Fatigue gar kein zwingend bei ME vorhandenes Symptom.
    ME ist heute dreimal häufiger als HIV in Deutschland, wobei die Betroffenen keinerlei medizinische Versorgung erhalten. Eher das Gegenteil: einen Arschtritt, absolute Ignoranz vom Gesundheitssystem.
    In den CFS, und heute ME/CFS-Topf, werden alle geworfen die „unklare“ Erschöpfung haben.

    ME-Patienten sterben an den Folgen der Gehirn-/Rückenmarkentzündung, viele sind seit Jahren ans Bett gebunden und vegetieren ohne Hilfe dahin.

    Weitere Info zu ME vs. CFS: http://meversuscfs.blogspot.com/2015/07/me-oder-cfs-das-ist-hier-die-frage.html
    Petition: https://www.change.org/p/jens-spahn-bundesminister-für-gesundheit-bmg-wir-wollen-unser-leben-zurück

    Auch harmlose Infekte können zu ME führen, da die Coronaimpfung nicht vor Infektion schützt könnte es sein, dass sie daher keinen Schutz von Long-Covid bringt.
    Viele ME-Patienten berichten, dass sie nach einer Impfung, Bluttransfusion oder eben nach Infektionen erkrankt sind.
    Das deutet darauf hin, dass es von einem einzigarten Pathogen, bzw. einer Pathogenfamilie ausgelöst wird.
    Forschung in dieser Richtung ist jedoch unerwünscht bzw. wird verhindert, in diesem Text wird das gut dargestellt, auch die Umdeklarierung von ME in CFS bzw. ME/CFS: https://www.me-international.org/blogs/how-to-hide-a-disease-in-plain-sight

    Literatur:
    https://tredition.de/autoren/katharina-voss-20864/me-myalgische-enzephalomyelitis-vs-chronic-fatigue-syndrom-paperback-92502/
    (Die Autorin hat alle Angaben mit über 1400 Quellen belegt, von verhinderter Forschung, bis hin zu den Verbindungen von Psychiatern (die ME leugnen) zur Versicherungsindustrie, geheimen Dokumenten uvm.)

    1. Ich bedanke mich für den hilfreichen Kommentar. Ich habe im Artikel einen eigenen Abschnitt über ME/CFS eingefügt, um da Klarheit zu schaffen.
      Falls Sie gerne weitere Informationen über ME/CFS in meinem Blog sehen würden, wäre ich Ihnen für eine Kontaktaufnahme dankbar.
      LG Claus Nehring

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