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Die Auswirkungen des Internet auf unsere heutige Gesellschaft

Zuletzt aktualisiert am 23. September 2019 von Claus Nehring

Einleitung

Das Internet hat unsere Gesellschaft vermutlich nachhaltiger verändert als alle anderen technischen Entwicklungen vor ihm. Ähnliche, wenn auch nicht ganz so weitreichende, Auswirkungen hatten vorher wohl nur die Erfindung des Buchdrucks und des Automobils.

Aber warum ist das eigentlich so und waren und sind diese Änderungen eher positiv oder negativ. Ich möchte Ihnen in diesem Artikel meine Sicht auf diese Auswirkungen des Internets deutlich machen.

Aber bedenken Sie bei der Lektüre dieses Artikels bitte folgendes. Meine Sicht ist die Sicht eines Menschen, der das Internet seit seinen Anfängen begleitet hat, seit nunmehr fast 30 Jahren Websites entwickelt und ein absoluter Fan dieser Technologie ist. Und deswegen stimmen meine Ansichten vielleicht nicht mit denen anderer Personen überein, deren Artikel zu diesem Thema Sie möglicherweise auch bereits gelesen haben.

Einige Grundlagen zum Internet (und damit auch zu diesem Artikel) finden Sie übrigens bei Interesse in meinem Artikel „Die Entstehungsgeschichte des Internet“.

Warum die Veränderung durch das Internet so enorm ist

Die Veränderung unserer Gesellschaft durch das Internet ist deswegen so enorm, weil sie in einem relativ kurzen Zeitraum von gut 20 Jahren das Leben von fast jedem Menschen auf diesem Planeten beeinflusst. Mittlerweile ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung (mehr als 4 Milliarden Menschen) online, und die Nutzungszahlen steigen und steigen weiterhin.

Zum Vergleich

Im Jahr 2019 gab es ungefähr 1,3 Milliarden Autos auf dieser Welt, und diese Erfindung ist knapp 100 Jahre älter als das Internet.

Und der Buchdruck hat zwar auch Informationen für Menschen auf aller Welt zugänglich gemacht, aber im Vergleich zu der Bandbreite des Internet auch nur in sehr geringem Masse.

Was das Internet anders macht

Sowohl Buchdruck als auch Automobil sind sehr vom Hersteller abhängig. Sie können sich weder ein Automobil selber bauen (von einigen wenigen Ausnahmen einmal abgesehen) und ein Buch selber zu verlegen und weltweit zu vermarkten ist ebenfalls ein recht utopische Idee.

Aber Sie können sich ohne jede Schwierigkeit ein Blog aufbauen, Artikel mit Ihrer persönlichen Meinung veröffentlichen und diese Artikel innerhalb einiger weniger Sekunden einer potentiellen Leserschaft von mehr als 4 Milliarden Menschen zugänglich machen. Und das können Sie mit einem finanziellen Aufwand von einigen wenigen Euros erreichen.

Und das ist sowohl der allergrößte Vorteil als auch der allergrößte Nachteil des Internets.

Das Internet entzieht sich jeder Kontrolle

Selbst Behörden, deren Aufgabe das Aufspüren und die Kontrolle subversiver Elemente in einer Gesellschaft ist, verzweifeln an dieser Aufgabe. Das Internet wächst täglich um rund eine Million neuer Nutzer, alleine auf WordPress-Blogs werden täglich gut 2,75 Millionen Artikel veröffentlicht. Wenn man den Marktanteil von WordPress von 34 % aller Webseiten berücksichtigt, dürften täglich weit mehr als 5 Millionen neue Inhalte im Internet erscheinen. Und da sind die Posts in den sozialen Netzwerken (alleine auf Facebook werden täglich ungefähr 300 Millionen Fotos und 734 Millionen Kommentare veröffentlicht) noch nicht einmal enthalten.

Und damit sind wir bei einer solchen Flut von täglich neuen Inhalten angelangt, dass jede stattliche Kontrolle versagen muss.

Die freie Verfügbarkeit von Informationen

Und diese Unkontrollierbarkeit von Information und deren freie Verfügbarkeit für einen sehr großen Teil der Weltbevölkerung machte es erstmalig in der Geschichte der Menschheit fast unmöglich, Informationen zu steuern beziehungsweise zu unterdrücken. Und das wiederrum veränderte die Gesellschaft sehr nachhaltig.

So manches Regime ist alleine mithilfe der sozialen Netzwerke zu Fall gebracht worden, die Informationspolitik (oder Desinformationspolitik) vieler Regierungen funktioniert auf einmal nicht mehr, weil viele Menschen den sozialen Netzwerken und den Bloggern mehr Vertrauen schenken als den traditionellen Medien. Und so manche Revolution (wie beispielsweise in Ägypten oder Tunesien) wären ohne die flächendeckende Vernetzung der Regimegegner in dieser Form gar nicht erst möglich gewesen.

Der größte Vorteil ist auch der größte Nachteil

Aber leider ist der größte Vorteil des Internets auch zugleich einer der größte Nachteile. Die Tatsache, dass nahezu jeder beliebige Mensch auf dieser Erde nahezu beliebige Inhalte im Internet zur Verfügung stellen und damit Milliarden von Menschen zugänglich machen kann, macht es sehr schwierig, vertrauenswürdige von nicht vertrauenswürdigen Informationen zu unterscheiden. Und das macht es leider Extremisten jedweder Couleur auch sehr einfach, das Internet zur Verbreitung ihrer Propaganda zu nutzen.

Die Entwicklung der Telekommunikation

Der Siegeszug des Internets wäre ohne eine Weiterentwicklung der Telekommunikations-Technik kaum denkbar gewesen. Über Netzwerke, die ursprünglich einmal zur (langsamen) Übertragung von Sprache eingerichtet wurden, mussten auf einmal die für das Internet notwendigen enormen Datenmengen übertragen werden. Und das war nur durch die Digitalisierung der ursprünglich analogen Datennetze möglich.

Diese Digitalisierung wurde erst durch einige wichtige Erfindungen der Telekommunikations-Technik möglich. Zum einen wurden die verfügbaren Datenleitungen mehr und mehr digitalisiert und weitere Datenleitungen hinzugefügt. Zum anderen änderten sich die Formate der Datenspeicherung von analog zu digital, um eine effiziente Speicherung und eine schnelle und zuverlässige Übertragung über die neuen Netzwerke zu ermöglichen.

Das Ganze begann mit der ersten E-Mail von Ray Tomlinson Ende 1971 und setzte sich über den ersten Fernkopierer („Telefax“) im Oktober 1974 und die ersten Teletex- und Bildschirmtext-Systeme ab 1981 fort. Erstmals kam die Digitalisierung in vielen Haushalten dann mit der Einführung von ISDN zwischen 1984 (Pilotbetrieb in Japan) und 1987 (Einführung in Deutschland) an. Gleichzeitig mussten zur Digitalisierung der Kommunikation und zur Bewältigung der ständig steigenden Datenmengen auch die Datenleitungen innerhalb und zwischen den Ländern angepasst werden, viele Länder begannen seit Mitte der 1980er Jahre mit dem Ausbau ihrer Kommunikationsnetze in Glasfasertechnik. Ein Meilenstein war dabei die Einweihung des transatlantischen Telefonkabels in Glasfasertechnik im Jahr 1989.

Und damit war es noch lange nicht genug. Parallel zur Digitalisierung der Festnetz-Verbindungen wurde der Ausbau der drahtlosen Datenverbindungen immer weiter vorangetrieben. Und da war Deutschland auch tatsächlich der Vorreiter. Die Deutsche Bundespost richtete zwischen 1958 und 1970 ein Funknetz ein, das vier Fünftel der Fläche der Bundesrepublik umfasste, das sogenannte A1-Netz (das damals größte zusammenhängende Mobilfunknetz der Welt). Aber dieses System konnte nur 11.000 Teilnehmer bewältigen, und benötigte dazu beinahe sechshundert Vermittlungskräfte. Die Umstellung von manueller zu automatische Vermittlung war im Jahr 1972 abgeschlossen, das B-Netz für immerhin 13.000 Benutzer war jetzt Realität. 1986 wurde dieses Netz dann durch das C-Netz abgelöst, das nun immerhin schon bis zu 400.000 Endbenutzer gleichzeitig bedienen konnte und grundsätzlich auch erste Datenübertragungen ermöglichte.

Die letzte große Neuerung auf dem Gebiet der Mobilfunknetze gab es in Deutschland im Jahr 1992 mit der Einführung des (erstmalig vollständig digitalen) D-Netzes. Dieses Netz beruhte auf einer europaweit gültigen Spezifikation und ebnete den Weg zu einer einheitlichen europäischen Mobilfunk-Lösung, dem GSM-Standard. Und die Zulassung privater Anbieter beendete das Monopol der staatlichen Anbieter und sorgte für einen ersten Preiswettbewerb. Das im Jahr 1994 eingeführte E-Netz ist übrigens technisch nahezu identisch, stellt aber zwei Frequenzbereiche (1800 MHz für E-Netz, 900 MHz für D-Netz) zur Verfügung und verbessert damit die Bandbreite.

Der GSM-Standard (oder 2G für „2. Generation“)) entwickelte sich vom europäischen um globalen Standard gemausert, es wurde im Jahr 2006 bereits in rund 200 Ländern und Gebieten der Welt als Mobilfunkstandard genutzt (was einem Marktanteil von etwa 78 Prozent und einer Nutzung durch 1,7 Milliarden Menschen entspricht). Im Laufe der Zeit kamen verschiedene Erweiterungen zur Datenübertragung (HSCSD, GPRS, EDGE) hinzu.

Die Entwicklung hin zu schnelleren Übertragungsraten und größerer Bandbreite ging (und geht) allerdings schnell weiter. Ab 2000 wurde das Mobilfunknetz der dritten Generation (3G) unter der Bezeichnung UMTS eingeführt, das sich allerdings nur sehr schleppend durchsetzen konnte. Der Durchbruch gelang dann ab 2009/2010 mit dem Standard LTE, der (fälschlicherweise) auch gerne als 4G bezeichnet wird (letztlich wird aus Gründen der einfacheren Umstellung das Grundschema von UMTS beibehalten).

Aktuell (September 2019) bildet LTE und dessen Erweiterung LTE-Advanced den Standard für Mobilfunknetze, der neue Standard 5G mit Datenraten bis zu 10 Gbit/s (und damit der 100-fachen Geschwindigkeit von LTE), zusätzlichen Frequenzbereichen und einer Kapazität von bis zu 100 Milliarden Mobilfunkgeräten wird derzeit eingeführt.

Und erst dieser Ausbau der Telekommunikations-Netzwerke in den letzten 20 Jahren hat das Internet, das wir heute kennen, möglich gemacht.

Neue Wirtschaftszweige durch das Internet

Durch den Siegeszug des Internets wurde auch die Wirtschaftswelt neu geordnet. Zum einen wurde natürlich (wie bereits oben erläutert) die Telekommunikations-Branche immer wichtiger. Und durch das Ende der Monopolisierung des Marktes durch die großen stattlichen Konzerne konnten internationale Netzbetreiber wie beispielsweise Orange (1999 gegründet, Marktwert 2018 laut Forbes 48,3 Milliarden US-$) innerhalb von nur 20 Jahren zu einigen der größten Unternehmen der Welt aufsteigen.

Außerdem wäre der Siegeszug des Internet ohne die zunehmende Verbreitung von Smartphones kaum möglich gewesen. Aus den Anfängen mit dem Nokia Communicator (ab 1996) und dem Ericsson R380 (ab 1999) hat sich bis heute ein milliardenschwerer Markt entwickelt, der Unternehmen wie Samsung, Apple oder Huawei zu Weltmarken im Endgeräte-Markt gemacht hat. Mittlerweile (2018) werden jährlich übrigens 1,4 Milliarden Smartphones verkauft.

Und dann wäre da natürlich noch die Computer-Branche. Das Internet in der heutigen Form wäre ohne die Entwicklung leistungsstarker und erschwinglicher PC’s kaum denkbar gewesen. Angefangen mit dem Commodore 64 von 1982 (der erste und bis heute meistverkaufte Heimcomputer, laut Schätzungen wurden ungefähr 30 Millionen Exemplare verkauft) ist der Markt bis ins Jahr 2011 auf knapp über 356 Millionen verkaufte PC’s weltweit angestiegen; seitdem befindet er sich im Rückgang auf gut 259 Millionen verkaufte Exemplare im Jahr 2018. Aber nichtsdestotrotz hat er Unternehmen wie Asus, Acer, Dell, HP oder Lenovo über Jahre hinweg sehr einträgliche Umsätze beschert.

Aber der Hauptmarkt im Elektronikbereich ist sicherlich die Branche der Netzausrüster (Router, Modems usw.). Unternehmen wie Huawei, Nokia oder Ericsson sind in dieser Branche zu einigen der weltgrößten Unternehmen aufgestiegen.

Hand in Hand mit dem Markt für Endgeräte hat die Entwicklung des Internet (und des PC’s im Allgemeinen) aber auch einige Software-Hersteller zu den größten Unternehmen der Welt aufsteigen lassen. Firmen wie Adobe (gegründet 1982), Oracle (gegründet 1977) oder Microsoft (gegründet 1975) konnten so zu den größten Unternehmen der Welt aufsteigen.

Und da ist da natürlich noch der Spitzenreiter überhaupt, die Informations-Branche. Einige der größten Unternehmen der Welt entstammen dieser Branche, das bekannteste unter Ihnen natürlich Google. Aber auch unzählige andere Unternehmen wie YouTube, Facebook, Wikipedia, Twitter, Amazon, Instagram, LinkedIn, eBay oder AliBaba haben den Sprung in die weltgrößten Unternehmen geschafft.

Über die Folgen des Internets

Über den größten Vorteil des Internets, die Verfügbarkeit von Informationen in bis dahin unbekannter Vielfalt für jeden Benutzer, und die Folgen davon habe ich oben bereits gesprochen.

Was ursprünglich einmal eine Vision technikaffiner Menschen gewesen ist (von Bill Gates stammt der bekannte Ausdruck „information at your fingertips“) ist heute von der Realität längst eingeholt worden. Das Internet erlaubt es heute jedem, sich über fast jedes Thema mit Informationen zu versorgen und hat nahezu alle Informationsbarrieren innerhalb weniger Jahre vollständig niedergerissen.

Das Internet als „Spiegelbild der Menschheit“

Aber natürlich zeigt dieses „Spiegelbild der Menschheit“ nicht nur positive Bilder. Wenn Informationen so vollständig demokratisiert werden, wie dass das Internet geschafft hat, dann gilt das eben auch tatsächlich für alle Informationen. Die Unkontrollierbarkeit des Internets sorgt dafür, dass auch gesellschaftlich weniger wünschenswerte Informationen (beispielsweise über Themen wie Kinderpornographie, Waffenbau, Extremismus oder Terrorismus) frei zugänglich werden.

Ob das nun gut oder schlecht ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich bin der Ansicht, das ein Spiegelbild immer sowohl gutes wie auch weniger angenehmes darstellt. Und dass genau das eben der Sinn eines Spiegelbildes ist.

Das Internet als Plattform zur Meinungs-Beeinflussung

Eine weitere unangenehme Begleiterscheinung des Internet, wenn auch eine sehr vorhersehbare, ist seine immer weiter voranschreitende Nutzung als Werbeplattform. Natürlich ist es logisch, dass sich die Betreiber von Informations-Websites in irgendeine Form refinanzieren müssen. Und dagegen ist auch kaum etwas einzuwenden. In einem Blog mit ständig aktuellen Artikeln steckt sehr viel Arbeit, und diese Arbeit sollte in irgendeiner Form entlohnt werden. Da bieten sich Werbeeinnahmen als Finanzierungsquelle natürlich an.

Das eigentliche Problem stellt im heutigen Internet eher seine Nutzung zur weiträumigen Meinungs-Beeinflussung dar. Gerade in sozialen Medien hat gezielte Propaganda und politische Einflussnahme in den vergangenen Jahren einen Punkt erreicht, an dem renommierte Forschungsinstitute wie das Oxford Institut (in einer Untersuchung aus dem Jahr 2018) sogar die Demokratie in Gefahr sehen.

Laut dieser Untersuchung erfolgten im Jahr 2017 in 48 Ländern gezielte Kampagnen zur Beeinflussung von Nutzern sozialer Netzwerken (2016 waren es noch 28 Länder). Diese Kampagnen seien zum größten Teil auf politische Parteien zurückzuführen, die (insbesondere in Wahlkampfzeiten) gezielt Falschinformationen verbreiten.

Die Strategien hinter dieser Art von Beeinflussung sind spätestens seit der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2016, der Brexit-Kampagne und dem Skandal um die Firma „Cambride Analityca“ bekannt (mehr über diesen Skandal finden Sie in meinen Artikeln „Der Skandal um Cambridge Analytica“ und „Psychometrie – Die neue Waffe der Politik“). Aber sie werden seitdem mehr und mehr angewandt, immer mehr Kampagnen setzen laut dem Bericht auf Bots, Junk News und Falschinformationen, um Wähler zu beeinflussen und zu polarisieren.

Und leider ist die organisierte Manipulation der sozialen Netzwerke auch ein gutes Geschäft für eben diese Netzwerke. Allen voran natürlich für Facebook (das allerdings für den oben genannten Cambridge-Analytica-Skandal mittlerweile eine Strafzahlung in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar leisten musste).

Die Überwachung der Bürger

Und das ist nur einer der negativen Möglichkeiten von „Big Data“. Die Funktionen eignen sich auch vortrefflich zur Überwachung der Bürger. Vordergründig ist beispielsweise eine Impressumspflicht eine durchaus nützliche Angelegenheit, weil dadurch ein Seiteninhaber für seine Inhalte haftbar gemacht werden kann. Andererseits können dadurch aber auch missliebige Persönlichkeiten recht schnell identifiziert werden.

Gleiches gilt für die Kontrolle der Zahlungsströme. Es ist mittlerweile relativ unmöglich geworden, anonyme Bankkonten zu unterhalten. Und Zahlungen erfolgen immer mehr rein elektronisch und damit nachvollziehbar, bei Banken eingehende größere Bargeldmengen müssen registriert und gemeldet werden.

Das alles ist im Hinblick auf die Bekämpfung von Verbrechen auch durchaus nützlich und notwendig, nur besteht eben auch hier wieder die Möglichkeit einer sehr umfassenden Kontrolle der Bürger.

Dazu kommt, dass der Datenschutz im Zuge der Anti-Terror-Gesetze immer weiter aufgeweicht wird. Polizei und andere Behörden können sich ohne Weiteres Zugang zu Rechnern verschaffen und Transaktionen im Internet verfolgen. Im Prinzip ist man heute bei keinem Vorgang im Internet mehr vor Beobachtung sicher.

Der „Informationskrieg“

Die Freiheit der Information wurde in den ursprünglichen Ideen zum Internet immer sehr groß geschrieben, sie ist einer der Kernpunkte des gesamten Systems. Am besten lässt sich die Idee auch heute noch in der „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“ von John Perry Barlow von 1996 nachlesen.

Und dieses Manifest ist, auch wenn es auf den ersten Blick etwas naiv erscheinen mag, deutlich mehr als nur ein historisches Zeugnis. Debatten wie die um WikiLeaks, den Kopierschutz oder die Netzneutralität und Netzsperren wie in Ägypten und anderen Ländern zeigen deutlich, dass die darin zum Ausdruck gebrachten Gedanken auch heute noch sehr relevant sind.

Die Auseinandersetzung zwischen den „freien Informationen im Cyberspace“ und dem Wunsch nach einer Informationskontrolle durch Politik und Staat ist noch lange nicht zu Ende.

Zahlen Sie doch einfach mit Ihren Daten

Vieles von dem, was Sie im Internet kostenlos bekommen können, ist eigentlich gar nicht so kostenlos. Nur das Sie anstelle mit Geld mit Daten zu Ihrem Nutzerverhalten bezahlen. Was sich mit diesen Daten so alles anstellen lässt, können Sie übrigens auch in meinen Artikeln „Der Skandal um Cambridge Analytica“ und „Psychometrie – Die neue Waffe der Politik“ nachlesen.

Und die Nutzung genau dieser Daten hat so einige Informationsanbieter und soziale Netzwerke zu den größten und mächtigsten Unternehmen dieser Welt gemacht.

Das heißt nun auch nicht unbedingt, dass alles an diesem System nun unbedingt schlecht wäre. Sie erhalten dadurch viele Leistungen, die ansonsten wohl kaum möglich und sicherlich nicht gratis wären. Aber im Gegenzug machen Sie sich möglicherweise manipulierbar und geben sicherlich viel mehr von sich preis, als Sie eigentlich annehmen oder möchten.

Fazit

Das Internet lässt sich per se nicht als positiv oder negativ einstufen, dazu sind seine Auswirkungen einfach zu gewaltig. Aber bei allen Vorteilen für die heutige Informationsgesellschaft sollte man auch nicht seine Augen vor den Problemen und Nachteilen verschließen, die uns das Internet ebenfalls gebracht hat.

Ich hoffe, dass Ihnen dieser Artikel einige Anhaltspunkte dazu liefern konnte.

Claus Nehring

Ich bin freiberuflicher Autor, Journalist und Texter (aka "Schreiberling") aus Luxemburg. Als Informatiker und Statistiker habe ich jahrelange Erfahrung in der Visualisierung und Modellierung großer Datenmengen. Ich beschäftige mich seit mehr als 30 Jahren mit Infektionskrankheiten und publiziere Artikel zu diesem Thema, aus verschiedenen anderen Wissenschafts-Bereichen und aus dem Bereich Internet & Gesellschaft,

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